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NOVEMBER

Das Versprechen erneuern

Jedes Jahr am 29. September, dem Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Raphael, sind wir Schwestern von der Heimsuchung Mariä aufgerufen, uns auf die jährliche Gelübdeerneuerung am 21. November vorzubereiten. In diesen 52 Tagen darf ich mir Zeit nehmen, auf mein Leben, mein Sein in der Nachfolge Jesu zu schauen, auf meinen persönlichen Weg und jenen mit meiner Gemeinschaft.
Im ersten Augenblick erscheint dieser Zeitraum recht lang und manchem stellt sich vielleicht die Frage: Ist das wirklich notwendig? oder sogar: Reicht es nicht einmal die Gelübde zu versprechen, damit sie im wahrsten Sinne des Wortes „abgelegt“ sind?
Die Jahrhunderte lange Erfahrung geistlicher Männer und Frauen gibt eine klare Antwort: Nein! Das wusste auch Franz von Sales der in einer Predigt am Fest Unserer Lieben Frau von Jerusalem oder Maria Opferung (21.11.) des Jahres 1619 auf Maria verweisend sagt, es ist „… Brauch bei allen, die sich in besonderer Weise Gott geweiht haben wie die Ordensmänner und Ordensfrauen, einen bestimmten Tag zu wählen, um ihre Gelübde zu bekräftigen, damit sie dem Rat des großen Apostels (2. Petr. 1,10) besser befolgen, unsere Berufung mehr zu festigen.“
Doch, ist das wirklich so wichtig? JA! - ist die Entgegnung unseres Ordensgründers, weil bei uns das sich Hingeben für eine Sache nicht immer so beständig ist. Er schreibt daher:
„Bei uns ist es aber nicht wie bei Unserer lieben Frau. Sie hatte es nicht nötig, ihre Opfergabe von neuem zu bekräftigen, nachdem sie diese einmal dargebracht hatte; denn sie hörte nie auch nur einen Augenblick auf, ganz Gott zu gehören, dem göttlichen Willen verhaftet und verbunden zu sein. Für uns dagegen ist es wegen der Unbeständigkeit und Wandelbarkeit unserer Neigungen und Launen notwendig, daß wir jede Stunde, jeden Tag, jeden Monat und jedes Jahr das Versprechen und das Wort, das wir gegeben haben, ganz Gott zu gehören, wieder bekräftigen und erneuern.“ (DA 9, S. 298/299)
Der Mensch, der Ordensangehörige, neigt also zu Unbeständigkeit und Inkonsequenz. Er kann manche seiner Neigungen nicht recht beherrschen und ist daher, laut Franz von Sales, angehalten stündlich, täglich, monatlich seine Bindung an Christus zu bekräftigen. Also nicht nur einmal jährlich. Wir Schwestern erneuern monatlich am Herz-Jesu-Freitag (oder einem anderen Tag); unsere Gelübde im Stillen, jede für sich persönlich. Durch Franz von Sales sind wir aber auch aufgefordert diese beispielsweise jeden Morgen vor dem Aufstehen oder vielleicht auch besonders dann, wenn wir uns im alltäglichen Trott ertappen Christus zu vernachlässigen, zu bekräftigen.
In den sog. Rekollektionstagen vor großen Festen, wie Weihnachten, Ostern oder eben auch der Gelübdeerneuerung, verdichtet sich noch einmal diese Vorbereitung, in dem ich meine Christusbeziehung in einer zusätzlichen Meditationszeit speziell auf mein Versprechen hin vertiefen darf. Ich darf mich dabei fragen, wo und wie ich mich nochmals bewusst an Christus und meine Mitschwestern binden will, denn ich erneuere die Gelübde in meinem Orden in meiner Gemeinschaft.
Dabei kommt mir der Gedanke, dass eine Bestärkung der Bindung an Christus nicht nur für Heimsuchungsschwestern oder Mitglieder der salesianischen Familie, nicht nur für alle Ordensleute gelten kann, sondern auch für jeden Christen eine Form zur bewussteren Christus-Entscheidung wäre. Sind es nun Ehepartner, die sich auf den Hochzeitstag vorbereiten oder ist es jeder Christ - der bewusst seines Tauf-, Firm- oder Erst- Kommuniontages gedenken möchte. Jeder darf das Geschenk seiner Berufung zum Christenmenschen, zur Ehe, zum Single, zum Ordens- oder Priesterleben dankbar annehmen und bekräftigen; und sich somit von Gott für sein alltägliches Leben bestärken lassen. Eine Vorbereitung darauf muss freilich nicht über 52 Tage gehen, es genügen 1 oder 2 Tage, in denen ich mir dazu Zeit nehme. Erneuere ich dann vor Gott mein Versprechen oder bei Ehepartnern vor Gott und vor einander, darf derjenige die Zusage des Franz von Sales an seine Heimsuchungsschwestern auch sich beziehen: „Ihr, meine Lieben, habt also heute einen neuen Nagel auf eure Berufung gesetzt durch die Erneuerung eurer Gelübde in Gegenwart der göttlichen Majestät.“ DA 9, S. 298/299

Selbst ermutigt durch die jährliche Vorbereitung auf unsere Gelübdeerneuerung, möchte ich Mut machen, das Geschenk der Taufe, der Ehe oder der partnerschaftlichen Gemeinschaft verankert in Gott bewusst zu stärken und sich von IHM darin bestärken zu lassen.

Aus dem Heimsuchungskloster
in Zangberg
grüßt

Sr. M. Teresa Schmidt OVM

 

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