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JULI

Im Alltag angekommen …

Der heilige Franz von Sales (1567-1622) ist dadurch in aller Welt berühmt geworden, dass er in seinem Bestseller „Anleitung zum frommen Leben (Philothea)“ einen Weg aufzeigte, wie jede und jeder in seinem ganz normalen Alltag das Evangelium Jesu verwirklichen kann. Das Zweite Vatikanische Konzil nennt das im Dokument über die Kirche „Lumen Gentium“ im 5. Kapitel die „Allgemeine Berufung zu Heiligkeit in der Kirche“. Daran hat erst 2018 Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Gaudete et exultate. Über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute“ neu erinnert.
Wie diese Berufung umgesetzt werden kann, mag eine Betrachtung der dritten Begegnung der Apostel mit dem Auferstandenen Jesus Christus am See von Genezareth oder Tiberias (Johannes 21,1-19) verdeutlichen. Diese Betrachtung zeigt auch besonders schön, worauf es dem heiligen Franz von Sales dabei ankam.

… aber es gelingt nichts

Die Apostel sind nach den turbulenten Ereignissen von Tod und Auferstehung Jesu in Jerusalem wieder dort gelandet, wo einmal alles begonnen hat: an ihrem Arbeitsplatz, am See von Genezareth oder Tiberias. Sie tun das, was sie immer getan haben: Sie fischen. Aber es gelingt ihnen nichts.
So kann es uns auch ergehen. Am Ende eines Tages, wenn wir zurückblicken, stellen wir fest: Wieder ist ein Tag vergangen, aber passiert ist nichts. Meine Pläne haben sich in Luft aufgelöst, die Probleme sind immer noch die gleichen, sie sind eher noch größer geworden.
Welche Lösungen bietet uns in solchen Situationen das Evangelium an? Es klingt vielleicht etwas fromm, aber ich glaube fest daran, dass es hilft: Schau auf Jesus Christus! Er ist da, mitten in deinem Leben, in deinem Alltag, auch wenn du ihn nicht sofort erkennst. Aber er lässt dich wirklich nicht allein. Und er macht dir Mut: Gib nicht auf, versuch es einfach noch einmal, vielleicht mit einer neuen Variante, ein bisschen anders, aber gib bitte nicht auf!
Der heilige Franz von Sales schreibt in seinem Buch „Abhandlung über die Gottesliebe“: „Nichts … unterlässt dieser göttliche Erlöser, um uns zu offenbaren, dass … seine Erlösung überreich, seine Liebe unendlich ist; dass er … daher will, dass alle Menschen selig werden und keiner verloren gehe“ (DASal 3,120).
Die Apostel geben tatsächlich nicht auf. Auf das Wort Jesu hin versuchen sie es noch einmal und es klappt. Hundertdreiundfünfzig Fische fangen sie. Das waren sämtliche damals bekannten Fischarten, die man im See Genezareth fischen konnte. Und es wird extra betont, dass es „große Fische“ waren. Das bedeutet also: hundertprozentige Erfolgsquote. Mehr Fische fangen geht nicht.
Für die Apostel war diese Erfahrung ziemlich entlarvend. Sie erkannten nicht nur „Es ist der HERR!“, sie merkten auch, dass sie nackt waren. Jesus hat ihnen den Schleier ihrer Mutlosigkeit weggenommen und gezeigt, was es bedeutet, auf ihn zu vertrauen.
Und dann wird gemeinsam das Brot gebrochen und gegessen. Daran erkennen wir, wie wichtig für uns Christen in jeder Lebenslage die Heilige Messe, die Eucharistiefeier, das gemeinsame Mahl mit Jesus Christus ist. Diese Feier schenkt Kraft, Mut, Hoffnung und Zuversicht und macht eben deutlich, dass Jesus Christus mitten unter uns gegenwärtig ist – immer, auch dann, wenn wir ihn nicht sofort erkennen.
„Gott ist ja in allem und überall;“ schreibt Franz von Sales in seinem Buch „Anleitung zum frommen Leben (Philothea)“, „es gibt keinen Ort und kein Ding, wo er nicht wirklich gegenwärtig wäre“ (DASal 1,73).

Liebst du mich?

Der Höhepunkt der ganzen Geschichte ist dann aber das Gespräch mit dem Apostel Petrus. Wir können auch dieses Gespräch jeden Tag aufs Neue in unser tägliches Abendgebet mit hineinnehmen. Jesus stellt uns dabei nicht die Frage: Warum warst du heute erfolglos? Warum ist dir wieder nichts gelungen? Warum hast du die Gebote nicht erfüllt oder auf deinen Glauben vergessen? Seine Frage geht viel, viel tiefer und trifft mitten ins Herz: „Liebst du mich?“
Genau darum geht es Jesus Christus jeden Tag: „Liebst du mich?“
Gottesbeziehung, Glaube, Frömmigkeit, Christsein hat in erster Linie weniger mit dem Kopf zu tun, oder mit Wissen, oder mit Erfolg … Gottesbeziehung ist zuallererst eine Liebesbeziehung, eine Herzensangelegenheit, ist die Antwort auf die Frage Gottes an mich: „Liebst du mich?“ Alles andere ist zweitrangig.
Gott ist kein Automat, der dazu da ist, alle meine Wünsche zu erfüllen. Er ist auch keine Wundermaschine, die alle meine Probleme löst, und er ist kein Supercomputer, der alle meine Fragen beantwortet. Nein, Gott ist der Gott der Liebe, der sich danach sehnt, dass ich seine Frage: „Liebst du mich?“ mit „Ja“ beantworte.
„Ach“, so seufzt der heilige Franz von Sales in einem Brief: „wie glücklich war unser lieber heiliger Petrus, denn aus inniger Liebe heraus fragte ihn unser HERR so oft: ‚Petrus, liebst du mich?‘ Nicht etwa, dass er daran zweifelte, sondern wegen der großen Freude, die er daran hat, uns immer wieder sagen und beteuern zu hören, dass wir ihn lieben“ (DASal 5,244).
Das ist die wahre Herausforderung des christlichen Glaubens am Ende eines jeden Tages, ganz egal, wie erfolgreich oder erfolglos mein Leben heute verlaufen ist: Gott zu sagen: „Ja, HERR, du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe.“

Mit salesianischen Grüßen

 

P. Herbert Winklehner OSFS,
Regionalassistent

 

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