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FEBRUAR

„Bewahren sie sich den Frieden, den Seelenfrieden“

Diese Mahnung richtet der hl. Franz von Sales an die Äbtissin von Puits-d‘Orbe (Briefe Bd.13, S.28) … . Und an anderer Stelle schreibt er: „Die wahre Rüstung der Christen ist der Friede; … mit ihm werden sie in allen Kämpfen siegreich bleiben“ (DASal 9,336). Dieses Wort hat mich nachdenklich gemacht. Zudem lässt mich der Vers aus Psalm 34,15 nicht mehr los: “Meide das Böse und tu das Gute; suche Frieden und jage ihm nach“. Er fordert mich auf, nach dem Frieden zu suchen – und zugleich dazu, den Kampf aufzunehmen. Wie geht das zusammen? Wie soll ich das machen? Und wo fange ich an?
Wenn ich in die Welt schaue, ist da wenig von Frieden zu spüren. In den Nachrichten hören wir von Hass und Feindschaft, Auseinandersetzungen, Krieg, Zerstörung, Flucht… Und wie schaut es letztendlich in unserer kleinen Welt aus? In unserem alltäglichen Zusammenleben und im Miteinander müssen wir oft erleben, dass es gar nicht sehr friedlich zugeht und dass wir so manches Mal selber darin verstrickt und mit schuld sind. Wir kämpfen um Anerkennung, um Liebe und Achtung, wollen den ersten Platz haben… All das schafft Unfrieden.
Frage ich mich, was ich dazutun kann, damit unsere Welt, im Kleinen und im Großen, friedlicher wird, dann will vor dieser Aufgabe eher Mutlosigkeit in mir aufsteigen und mich dazu verleiten, gar nichts zu tun; denn was kann ich kleiner Mensch schon verändern?
Aber ist es tatsächlich so, dass ich an meinem kleinen Platz nichts bewirken und nicht dazu beizutragen kann, dass unser Zusammenleben ein wenig friedlicher, menschlicher wird?
In meinen Überlegungen ist mir eine kleine Geschichte in den Sinn gekommen, die ich vor einiger Zeit gelesen habe und mit „Stille“ überschrieben ist. Auf den ersten Blick scheint sie nichts mit Frieden zu tun zu haben:
Zu einer Einsiedlerin kamen eines Tages Wanderer. Die fragten sie: „Welchen Sinn siehst du in einem Leben der Stille?“ Sie war gerade mit dem Schöpfen von Wasser aus einer tiefen Zisterne beschäftigt. „Schaut in die Zisterne, was seht ihr?“, fragte sie. Die Besucher: „Wir sehen nichts.“
Nach einer Weile forderte die Einsiedlerin sie wieder auf: „Schaut in die Zisterne, was seht ihr?“ Sie blickten hinunter und sagten: „Jetzt sehen wir uns selbst.“ Die Einsiedlerin sprach: „Als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig, und ihr konntet nichts sehen. Jetzt ist das Wasser ruhig, und ihr erkennt euch selbst. Das ist die Erfahrung der Stille“ (aus: Typisch! Kleine Geschichten für andere Zeiten,  Andere Zeiten e.V.,Hamburg 2005, S.7).
Ist nicht hier der Punkt aufgezeigt, von dem her wir aufbrechen müssen, wenn wir den Frieden suchen wollen? Dazu braucht es zunächst einmal ein Innehalten; ein Stillwerden. Zuerst einmal muss mein Herz zur Ruhe kommen, damit ich meinem eigenen Leben auf die Spur komme; damit ich wahrnehmen und erkennen kann, aus welchen Wurzeln meine Wünsche, meine Reaktionen mein Handeln kommen. Wenn ich immer in Aktion bin, wenn das Wasser in meiner Seele immer aufgerührt ist, komme ich gar nicht auf den Grund meines Seins. Ich erkenne nicht, was wirklich in mir vorgeht, und lasse mich bestimmen von meinen eigenen Interessen, von Vorlieben oder Abneigungen. Ich suche meine Ehre und mein Ansehen und verliere den aus dem Blick, für den ich doch auf dem Weg bin. Wie soll aus einem von solch blindem Streben getriebenen Herzen Friede in die Gemeinschaft fließen?
Franz von Sales zeigt einen guten Weg auf, hier gegenzusteuern, wenn er an die Äbtissin von Puits-d‘Orbe schreibt: „Tun wir drei Dinge, meine sehr liebe Tochter, und wir werden den Frieden finden: Haben wir die ganz reine Absicht, in allen Dingen die Ehre Gottes und seinen Ruhm zu wollen; tun wir das Wenige, das wir zu diesem Zweck ... tun können, und überlassen wir Gott alles übrige.“ (DASal 7,273)
Der große Friede in der Welt beginnt in mir, in meiner kleinen Welt, im ganz gewöhnlichen Alltag; im Umgang mit meinen Mitschwestern und mit mir selbst. Und er fällt uns nicht einfach in den Schoß.
Nehmen wir den Kampf auf, um den Frieden unseres Herzens zu erlangen, und bitten wir den Herrn, den Fürsten des Friedens, dass er mit uns in den Kampf zieht, damit wir den Sieg erringen und so ein klein wenig beitragen dürfen zum Frieden in der Welt.

Mit herzlichen Grüßen

aus dem Kloster Zangberg

 

Sr. M. Jutta Reitinger

 

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