>>> NÄCHSTER MONAT

JUNI

Sich völlig in die Hände Gottes hingeben!

Liebe Brüder und liebe Schwestern!

Ich grüße Dich herzlich in diesem schönen Monat Juni, der in besonderer Weise dem Heiligsten Herzen unseres Herrn gewidmet ist. Dem Herzen, das uns unendlich liebt und dessen Liebe durch uns so wenig erwidert wird. Du und ich, liebe Brüder und liebe Schwestern, sind eingeladen, auf diese Liebe zu antworten. Die einzige richtige Antwort auf diese Liebe ist unsere Hingabe und unser Vertrauen auf Ihn.

Jesus sucht ein Herz, das bereit ist, Ihm zu erlauben, dass Er in ihm wirkt. Ein Herz, das sich völlig seinen Händen hingibt. Während einer Erscheinung der heiligen Margareta Maria Alacoque (1647-1690) vertraute ihr Jesus an: „Mein göttliches Herz brennt so von Liebe zu den Menschen und besonders zu dir, dass es die Flammen dieses Feuers nicht mehr in sich verschließen kann, sondern sie weitergeben muss ...“.

Jesus will seine Liebe in unsere Herzen ausgießen. Aber, damit seine Liebe in uns Platz finden kann, müssen wir uns selbst aufgeben, unsere Wünsche, Pläne und Erwartungen, unsere Anschauungen auf das Leben, Dinge, Ereignisse … Dieses Aufgeben hat nicht zum Ziel, uns ärmer zu machen und in uns die Freude des Lebens zu zerstören. Im Gegenteil, es befreit uns für etwas Neues und Großes, das Gott in unserem Leben tun will. Schau das Weizenkorn an, das scheinbar unter der Erde begraben stirbt. Dieser Tod ist nur ein Schein. Eigentlich wird das Weizenkorn für ein neues Leben geboren. So ist es auch mit uns …

Ich gestehe, dass es nicht leicht ist. In unserem Leben passieren Dinge, die nicht immer angenehm und schön sind, und es ist nicht leicht, sie anzunehmen. Unsere Natur protestiert gegen Schwächen, Demütigungen, Misserfolge … gegen Krankheit und Leid. Wir haben Angst davor, und es ist für uns schwierig, in diesen Situationen den Willen Gottes zu erkennen sowie ihn anzunehmen. Die ständige Mühe der Selbstverleugung ist notwendig und die Mühe, in sich den Glauben und das Vertrauen immer wieder neu aufzuwecken.

Großes Vertrauen ist notwendig! Vetrauen in Gott, der mich liebt und der nicht zulässt, dass mir etwas Böses zustößt. Wenn wir wahrhaft glauben, dass Gott Liebe ist und dass alles, was aus seinen Händen kommt, Liebe ist, dann haben wir keine Angst mehr davor, uns selbst zu verlieren und uns ganz Gott zu überlassen, weil wir eben wissen, dass wir in Ihm alles bekommen werden. Dann ist unsere Seele frei angesichts aller Ereignisse und besitzt unaussprechlichen Frieden und Seligkeit.

Der heilige Franz von Sales (1567-1622) schreibt in seiner Abhandlung über die Gottesliebe: „Glücklich die Seele, die einmal allen Ernstes sich ihrer selbst entblößt und sich vollkommen den Händen Gottes überlassen hat“ (DASal 4,308). Wahrhaftig, eine solche Seele findet den Frieden inmitten der größten Lebensstürme. Sie ist nicht mit sich selbst beschäftigt, sie belastet sich mit nichts, sondern überlässt Gott, dass Er in ihr tut, was Ihm gefällt. Sie „lässt sich ruhig auf den Wellen dahintragen, gleich einem Menschen, der schlafend auf ruhiger See dahinfährt und trotzdem vorwärts kommt“ (DASal 2,48). Der heilige Franz von Sales erzählt das Beispiel der Tochter eines berühmten Arztes, die unter ständigem Fieber litt. Sie überließ sich völlig der Sorge ihres Vaters, ohne das geringste Misstrauen. Während der Vater ihre Ader öffnete und Blut daraus hervorquoll, achtete sie nicht darauf, sondern richtete ihre Augen die ganze Zeit auf ihren Vater und ihre Lippen sprachen die folgenden Worte: „Mein Vater liebt mich sehr und ich bin ganz sein“ (DASal 4,160).

Wir müssen lernen, auf das Leben mit den Augen des Glaubens zu schauen und den tieferen Sinn unserer Erfahrungen zu suchen. Alles, was der Herr in unserem Leben zulässt, ist ein Geschenk, und alles soll unserer Heiligung dienen. Das größte Geschenk und der größte Schatz in unserem Leben sind eben die Schwächen, Demütigungen, Krankheiten … unterschiedliche Verluste und Misserfolge … Konfrontationen, unerfüllte Träume, Schwierigkeiten im äußeren und inneren Leben. Das alles kann und ist ein Ruf zur Bekehrung und Hingabe … ein Ruf, damit wir näher zu unserem Herrn kommen … dass wir in Demut, Liebe und Geduld wachsen … Es hängt von uns ab, ob wir diesen Ruf erkennen und auf ihn antworten … oder wir bleiben in der Schwierigkeit und Bitterkeit des Leidens gefangen.

Versuche, lieber Bruder und liebe Schwester, die Situationen deines Lebens in diesem Licht zu betrachten, sei es dich persönlich, deine Familie, deine Arbeit … oder dein geistliches Wachstum. Habe keine Angst vor dem Kreuz, vor dem Leiden, vor den Wunden. Habe keine Angst, verletzt zu sein, weil die Liebe jene ist, die verletzt … um dich mit der Liebe (mit sich selbst) zu erfüllen. Als das Herz unseres Herrn mit der Lanze verletzt wurde, damit sich durch diese Wunde die Überfülle der Liebe über uns ausgießen kann, so muss auch unser Herz durch das Leiden, die Misserfolge, sogar durch Sünde verwundet werden, um diese Liebe zu empfangen.

In jedem Moment deines Lebens erkenne die Gelegenheit, die Er dir gibt, so dass du Ihm einen Schritt näher kommen kannst. Der Verlust der geliebten Person kann eine Anregung sein, um mehr über die Vergänglichkeit des eigenen Lebens nachzudenken, und damit du beginnst, mit dem Blick zu leben, der in die Ewigkeit gerichtet ist. Die Armut, die du leidest, möge dich für den unvergänglichen Reichtum öffnen. Mögen die Misserfolge ein Ansporn sein, dass du dich in deiner Arbeit mehr auf Gott verlässt. Mögen die Demütigungen eine Gelegenheit sein, dass du in der Demut wächst. Die Beleidigungen deiner Nächsten mögen dich an deine Sünden und Beleidigungen gegenüber Gott erinnern … Alles, nutze alles für die Ewigkeit!

Je größzügiger wir in unserer Hingabe zum Herrn sein werden, desto mehr werden wir uns im Plan Gottes verwirklichen und das Glück erlangen, für das wir geschaffen wurden und wonach wir uns sehnen. Je bereiter wir im Sterben zu uns selbst sein werden, desto mehr wird Jesus in uns leben können, und gemeinsam mit dem heiligen Paulus werden wir ausrufen können: „Ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20).

Diese Gedanken möchte ich mit einem schönen Gebet der Hingabe des Seligen Charles de Foucauld, des Kleinen Bruders Karl von Jesus (1858-1916) beenden:

Mein Vater,
ich überlasse mich völlig dir,
mach mit mir, was dir gefällt.
Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir.
Zu allem bin ich bereit,
alles nehme ich an.
Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt
und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.
In deine Hände lege ich meine Seele;
ich gebe sie dir, mein Gott,
mit der ganzen Liebe meines Herzens,
weil ich dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt,
mich dir hinzugeben,
mich in deine Hände zu legen, ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;
denn du bist mein Vater.

Ich wünsche dir Frieden und Segen von unserem Herrn!

Herzliche Grüße aus dem Kloster der Heimsuchung Mariä in Zagreb

Schwester M. Petra Klobucar

 

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