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JULI

Selig, die ...

Selig, die…! Dieses aus dem mittel- und althochdeutschen stammende Wort ungeklärten Ursprungs hat mich zum Nachdenken anregt; wird es doch im heutigen Sprachgebrauch hauptsächlich im religiösen Bereich verwendet. Es ist in der Heiligen Schrift, in den Seligpreisungen des Matthäusevangeliums zu finden, aber auch in Wendungen wie beispielsweise „selig werden oder selig sein“, seligsprechen,…. Andererseits kann auch jemand mit einem Schwips als selig bezeichnet werden. Manch einer preist Menschen, die mehr Glück als er selbst im Leben haben als selig. Ja, selbst das Sterben und der Tod erhalten mit diesem Wort etwas positives, wenn gesagt wird: „Ein seliges Ende haben“ oder „in die Seligkeit eingehen“.
Das Wort selig bezeichnet zumeist positive Emotionen, eine erhöhte Lebensqualität und damit etwas Erstrebenswertes. Als Synonyme werden: glücklich, erlöst, erfüllend, wie im Paradies, wie im Himmel verwendet. Doch kann ich, oder besser, die Menschen unserer Tage, mit dem Wort „selig“ überhaupt noch etwas anfangen? Geht es im alltäglichen Sprachgebrauch, abgesehen von einem religiösen Umfeld, nicht immer mehr verloren? Ich verwende es, im Zusammenhang mit biblischen Texten abgesehen, nicht.
Denke ich profanerweise an „selig“, fällt mir ehrlich gesagt als erstes die Hamburger Band „SELIG“ ein, die Ende der 1990-er Jahre viele Menschen mit ihrer Musik zwischen Grunge, Rock und Pop glückselig gemacht haben. Sind wir Menschen nicht selig, wenn wir unserem Alltag entfliehen und in eine andere Welt, und sei es die Welt der Musik, flüchten können? Aber auch die Musik-Welt kann, manche Texte genauer betrachtet, von der Fiktion wieder in die Realität führen.
Mir kommt der Soundtrack des Filmes „Knockin‘ on Heaven‘s Door“, für den die Band SELIG den gleichnamigen Song von Bob Dylan gecoverd haben, in den Sinn. In dem deutschen Roadmovie geht es um zwei an Krebs erkrankte Männer, die kurz vor dem Sterben noch einmal das Leben genießen wollen. Sie beschließen, sich auf den Weg zum Meer zu machen. Denn, so sagt einer zum anderen: man kann nicht sterben, ohne das Meer gesehen zu haben. Das Abenteuer beginnt.
Selig, die Hungern und dürsten nach der Fülle des Lebens, nach dem Glück des Herzens, denn ihnen gehört das himmlische Reich. Worin besteht im Letzten ein wirkliches erfülltes Ende? Geht es nicht in einen glücklichen Anfang über? Es erfüllt sich in etwas transzendentem, egal ob wir es die Ewigkeit, das Nirwana, das Reich Gottes oder die ewige Seligkeit nennen. Glücklich oder besser selig wer „an die Himmelstür klopfen“ kann und inneren Frieden, Sicherheit und Geborgenheit erfährt. Wenn nicht im irdischen, dann in einem Leben danach.

Mama, put my guns in the ground / I can't shoot them anymore / That long black cloud is comin' down / I feel I'm knockin' on Heaven's door. (aus dem Songtext “Knockin’ on heaven’s door” von Bob Dylan)

Das lässt mich mit dem Gedanken abschließen: Selig, die sich im Alltag Momente schenken lassen oder selbst schenken können, in denen sie sich „wie im Himmel“ fühlen, denn sie werden innere Ruhe und Freiheit finden.

Mit Grüßen aus dem Kloster Zangberg


Sr. M. Teresa Schmidt OVM

 

 

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