Verlangen

  • "Der Apostel mahnt uns, 'das Böse in unserem sterblichen Leib nicht dadurch herrschen zu lassen, dass wir dessen Gelüsten nachgeben' (Röm 6,12). Er verbietet uns nicht, die Sünde zu fühlen, sondern nur in sie einzuwilligen. Er befiehlt nicht, dass wir die Sünde hindern, in uns einzudringen und in uns zu sein, sondern er befiehlt, dass sie nicht in uns herrsche. Sie ist in uns, wenn wir die Auflehnung des sinnlichen Begehrungsvermögens fühlen, aber sie herrscht nicht in uns, außer wenn wir ihr zustimmen. Der Arzt wird dem Fieberkranken nie befehlen, keinen Durst zu haben, - das wäre unsinnig; - wohl aber wird er ihm sagen, er solle sich des Trinkens enthalten, wenn er auch Durst habe. Nie wird man einer schwangeren Frau sagen, sie dürfe kein Verlangen nach außergewöhnlichen Speisen haben, weil das nicht in ihrer Macht steht. Wohl aber wird man ihr nahe legen, zu sagen, worauf sie Lust hat, damit man ihre Einbildungskraft davon ablenken könne, wenn es schädliche Dinge sind, und diese Einbildungen nicht in ihrem Kopf überhand nehmen."
    (DASal 4,140)

  • "Ich schreibe Ihnen noch schnell in dieser Stunde, meine liebe Tochter, die ich innig und unvergleichlich in unserem Herrn liebe. Ich habe Ihre beiden Briefe vom 24. Mai und 8. Juni erhalten und aus beiden erkenne ich dieses starke Verlangen nach Ihrer Zurückgezogenheit und Stille. Auch ich, meine ich, wünsche dies ebenso stark, aber wir müssen warten, bis Gott es will. Ich will sagen, daß wir dies in aller Ruhe und in Liebe abwarten sollen; das heißt, wir müssen auch dieses Warten lieben, da Gott es so will ..."
    (DASal 5,174-175)

nach oben | Übersicht Zitate