Wonne

  • "Vom Ort der Wonne her kam zur Bewässerung des Gartens ein Strom, der sich beim Heraustreten aus ihm in vier Arme verzweigte“ (Gen 2,10). Der Mensch befindet sich an einem Ort der Wonne, wo Gott den Strom der Vernunft und der natürlichen Erkenntnis entspringen läßt, um das ganze Paradies unserer Herzen zu bewässern. Dieser Strom teilt sich in vier Arme, d. h. er fließt nach vier verschiedenen Richtungen, in die vier verschiedenen Seelenbezirke. 1) Das natürliche Licht ergießt Klugheit über das sogenannte praktische Erkennungsvermögen, durch welches wir unterscheiden, welche Handlungen wir tun und welche wir lassen sollen. Durch die Klugheit wird unser Geist geneigt, weise über das Böse zu urteilen, das wir meiden und verjagen, und über das Gute, das wir tun und eifrig verfolgen sollen. 2) Über unseren Willen läßt es die Gerechtigkeit strömen, die nichts anderes ist als der andauernde und feste Entschluß, jedem das zu geben, was ihm gebührt. 3) Über die Begierlichkeit ergießt es die Mäßigkeit, die alle Leidenschaften mäßigt, die sich darin befinden, und 4)die Fluten des Starkmutes über die Reiz-barkeit oder den Zorn, der alle Regungen des Zornes zügelt und lenkt. Diese vier voneinander getrennten Ströme teilen sich nachher in mehrere andere, damit alle menschlichen Handlungen in geeigneter Weise auf die natürliche Rechtschaffenheit und Glückseligkeit hingelenkt werden können."
    (DASal, 4,246)

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