Franz von Sales

Franz von Sales

Der Heilige Franz von Sales (* 21. August 1567 auf Schloss Sales bei Annecy; † 28. Dezember 1622 in Lyon) war Bischof von Genf/Annecy, Ordensgründer, Mystiker und Kirchenlehrer. Er ist der Patron der Journalisten und Schriftsteller, der Gehörlosen und der Städte Genf, Annecy und Chambéry. GEDENKTAG: 24. Januar


1.  Leben


Franz mit 12 Jahren

1.1  Kindheit und Jugend

Franz von Sales stammt aus einem Adelsgeschlecht aus Savoyen. Sein Vater hieß François de Boisy, seine Mutter Françoise de Sionnaz. Er war das erste von zwölf Kindern. Der Vater wollte für seinen Erstgeborenen die beste schulische Ausbildung. Seinen ersten Schulunterricht genoss Franz in La Roche und Annecy. 1578, also mit 12 Jahren, kam er in das Collège Clermont nach Paris.

nach oben



Krise in Paris

1.2  Krise von Paris

In Paris geriet er einige Jahre später in eine persönliche Krise. Beeinflusst von den theologischen Diskussionen über die Vorherbestimmung (Lehre von der Prädestination) glaubte Franz von Sales, dass Gott ihn verdammt hätte. Im Dezember 1586 wurde seine Verzweiflung so stark, dass er auch körperlich krank wurde. Im Januar 1587 konnte er sich nur noch mit großer Mühe in die Kirche Saint-Etienne des Gres schleppen. Dort überwand er seine Krise, in dem er sein ganzes Leben Gott anvertraute. Franz kam zur Überzeugung: Was auch immer Gott mit ihm vor habe, es wird gut, weil Gott die Liebe ist. Diese vertrauensvolle Hingabe an den Gott der Liebe löste nicht nur seine Krise, sondern beeinflusste sein ganzes weiteres Leben und Lehren. Sein positives Gottes- und Menschenbild, sowie sein Optimismus gehen auf diese Erfahrung am Ende seiner Krise von Paris zurück.
nach oben


1.3  Doktor beider Rechte


Promotion

1588 wechselte Franz von Sales von Paris an die Universität von Padua. Dort studierte er neben der Rechtswissenschaft auch Theologie. In ihm festigte sich der Entschluss, Priester zu werden. 1592 schloss er sein Studium mit der Promotion zum Doktor "beider Rechte" (kirchliches und weltliches Recht) ab und kehrte nach einer Wallfahrt über Loreto nach Hause zurück, wo sein Vater bereits ein Menge für die weitere juristische Karriere seines Sohnes in die Wege geleitet hatte, unter anderem einen Sitz im Senat von Chambéry. Nur mit Mühe konnte sich der Vater damit abfinden, dass sein Sohn ein anderes Berufsziel verfolgte.

nach oben



Im Chablais

1.4  Missionar im Chablais

Am 7. März 1593 ernannte ihn Papst Clemens VIII. zum Dompropst von Annecy. Dort wurde Franz am 18. Dezember desselben Jahres zum Priester geweiht. Kurz nach der Priesterweihe erklärte er sich bereit, an der Wiedereinführung des katholischen Glaubens im calvinistisch gewordenen Teil der Diözese Genf, dem Chablais, zu arbeiten. Da die Calviner den Menschen unter Strafe verboten, seine Predigten zu hören, nutzte Franz von Sales das damals neue Medium des Flugblattes, um seine Gedanken zu den Menschen zu bringen. Und er hatte damit Erfolg. Nach vier Jahren war fast die gesamte Bevölkerung des Chablais zum katholischen Glauben zurückgekehrt. Diese "Presseaktion" war eine der Gründe, warum Franz von Sales 1923, anlässlich seines 300. Todestages, von Papst Pius XI. zum Schutzpatron der Schriftsteller und Journalisten ernannt wurde.

nach oben


1.5  Koadjutor des Bischofs


Bischofsprüfung

1598 reiste Franz von Sales im Auftrag seines Bischofs Claude de Granier nach Rom. Dort berichtete er nicht nur über die Situation in seiner Diözese, sondern legte vor Papst Clemens VIII. und einem Kardinalskollegium eine glänzende Bischofsprüfung ab. 1599 wurde er folglich zum bischöflichen Koadjutor der Diözese Genf-Annecy mit dem Recht auf Nachfolge ernannt.
Ende 1601 reiste Franz von Sales zu seiner ersten diplomatischen Mission nach Paris, um mit König Heinrich IV. die Rekatholisierung der zu Frankreich gehörenden Teile der Diözese Genf zu besprechen. Seine Gespräche brachten jedoch nicht den gewünschten Erfolg. Franz von Sales beeindruckte allerdings die Menschen von Paris durch seine Predigten. Auch lernte er in dieser Zeit Madame Barbe Acarie, die später als Maria von der Menschwerdung heilig gesprochen wurde, kennen und schätzen. Diese leitete damals zusammen mit ihrem Ehemann einen Kreis christlicher Laien, die das religiöse Leben in Frankreich erneuern wollten.

nach oben



Bischofsweihe

1.6  Bischof von Annecy

Bei seiner Rückreise von Paris erfuhr Franz von Sales vom Tod seines Bischofs. Am 8. Dezember 1602 wurde er in seiner Heimatkirche von Thorens bei Annecy zum Bischof von Genf geweiht.
Seine Haupttätigkeiten als Bischof in den kommenden 20 Jahren bis zu seinem Tod galten vor allem der Umsetzung der Reformen des Trienter Konzils, der Reform der Klöster und des Klerus. Er besuchte als erster Bischof alle 311 Pfarrkirchen seiner Diözese und hielt mehr als 3000 Predigten. Er kümmerte sich um den Religionsunterricht der Kinder und die Förderung der Bildung der Erwachsenen. Zu diesem Zweck gründete er Ende 1606 zusammen mit Antoine Favre die Acadèmie Florimontagne, eine Bildungseinrichtung in der Art der heutigen Académie française, in der die Fragen der modernen Wissenschaften nicht nur diskutiert, sondern auch in den Gesamtzusammenhang des christlichen Glaubens gestellt wurden.


Bischofswappen

Als Jurist wurde er immer wieder um Rat in Streitfällen gebeten. Er beeindruckte die Menschen durch seine große Sanftmut und Herzlichkeit, weshalb er noch heute als der "Gentleman" unter den Heiligen bezeichnet wird. Besonderes Augenmerk legte Franz von Sales auch auf die geistliche Begleitung. In vielen seiner etwa 20.000 Briefen, die er in seinem Leben verfasste, wendet er sich an Menschen, die ihn um Rat in Lebens- und Glaubensfragen baten.

nach oben


1.7  Johanna Franziska von Chantal und Gründung der Heimsuchung Mariens


Begegnung mit Johanna

Gründung der Heimsuchung

1604 begegnete Franz von Sales der Witwe Johanna Franziska Frémyot, Baronin von Chantal. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine einzigartige geistliche Freundschaft, die am 6. Juni 1610 zur Gründung der Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Heimsuchung Mariens führte, heute auch Salesianerinnen oder Visitantinnen genannt. Papst Paul V. verlieh dieser Ordensgemeinschaft am 6. Oktober 1618 ihre weltweite Anerkennung.

nach oben


1.8  Schriftsteller


Philothea

1609 erschien sein Buch "Anleitung zum frommen Leben", im deutschen Sprachraum vor allem unter dem Titel "Philothea" bekannt. Dieses Buch, in dem Franz von Sales in ganz praktischen Schritten erklärt, wie Menschen in Beruf und Alltag ihr Christsein verwirklichen können, wurde zum Bestseller. Es zählt bis heute zur Top Ten der christlichen Weltliteratur. Sein theologisches Hauptwerk veröffentlichte Franz von Sales 1616 mit dem Titel "Abhandlung über die Gottesliebe" oder "Theotimus". Durch dieses Werk reiht sich Franz von Sales in die Reihe der bedeutendsten christlichen Mystiker des 17. Jahrhunderts ein.

nach oben


1.9  Die letzten Lebensjahre

In den Jahren 1618/19 unternahm Franz seine zweite diplomatische Reise nach Paris. Dort begegnete er neben Angélique Arnauld auch Vinzenz von Paul. Anlass der Reise war die Vermählung von Prinz Victor Amadeus von Savoyen mit Prinzessin Christine von Frankreich, der Schwester König Ludwigs XIII. Franz von Sales hatte dabei wesentlichen Anteil an der Versöhnung des französischen Königs mit seiner Mutter Maria de Medici. Sein Versuch, den noch jungen Kardinal Richelieu davon abzubringen, sich als Bischof in die Politik einzumischen, scheiterte jedoch.
nach oben


1.10  Tod


Tod des Bischofs

Aufgrund seiner vielen Tätigkeiten begann seine Gesundheit zu leiden. In ihm wuchs immer mehr der Wunsch, sein Bischofsamt abzulegen und sich in eine Einsiedelei zurückzuziehen, um Gott mit dem Rosenkranz und der Feder zu dienen. Dieser Traum ging aber nicht mehr in Erfüllung. Im Spätherbst 1622 begleitete Franz trotz seines angeschlagenen Gesundheitszustandes den Herzog von Savoyen nach Avignon zu einem Treffen mit König Ludwig XIII. Auf der Rückreise erlitt er in Lyon einen Schlaganfall. Franz starb im Alter von 55 Jahren am 28. Dezember 1622. Sein Leichnam wurde nach Annecy überführt und Ende Januar 1623 in der Kirche des Klosters der Heimsuchung in Annecy beigesetzt.

nach oben


2.  Werke

  • Kontroversschriften
  • Philothea: Anleitung zum frommen Leben
  • Theotimus: Abhandlung über die Gottesliebe
  • Geistliche Gespräche (Heimsuchung)
  • Geistliches Direktorium (Heimsuchung)
  • Briefe und Predigten (Franz von Sales schrieb ca. 20.000 Briefe und hielt 3.000 Predigten)

Siehe dazu auch: Deutsche Ausgabe der Werke des heiligen Franz von Sales

nach oben


3.  Theologie

Salesianisch heißt: Leben in der Gegenwart des liebenden Gottes bei allem, was ich tue, und das auf eine liebenswürdige, gewinnende, positive, herzliche Weise, so dass die Menschen, denen ich begegne, nicht den Eindruck bekommen, dieses Leben in der Gegenwart Gottes wäre mir eine Last oder mache mich krank und depressiv, sondern dieses Leben in der Gegenwart Gottes schenkt mir das Leben in Fülle; Christsein im Alltag; Kleine Tugenden: Demut, Sanftmut, Geduld, Herzlichkeit, Optimismus.

nach oben


4.  Menschen, die Franz von Sales beeinflusst hat

Siehe auch: Salesianische Familie

nach oben


5.  Gedenktag und Patronate

24. Januar (Gebotener Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender)
Am 18. Dezember 1665 wurde Franz durch Papst Alexander VII. selig- und am 19. April 1665 ebenfalls durch Alexander VII. heilig gesprochen.
1869 bestimmte ihn der Sel. Papst Pius IX. zum Patron der Gehörlosen.
Am 19. Juli 1877 erklärte ihn Papst Pius IX. zum Doctor ecclesiae (Kirchenlehrer).
Anlässlich seines 300. Todestages am 28. Dezember 1922 ernannte ihn Papst Pius XI. zum Patron der Journalisten und Schriftsteller.
Außerdem ist Franz von Sales Patron der Städte Genf (Schweiz), Annecy (Frankreich), Chambery (Frankreich), Baker (Oregon, USA); Cincinnati (Ohio, USA), Columbus (Ohio, USA), Wilmington (Delaware, USA), Keimoes-Upington (Südafrika).

nach oben


6.  Bildergalerie

Bilder von Franz von Sales und salesianischen Stätten und Gegenständen

nach oben


7.  Literatur

Siehe dazu: Literatur von und über Franz von Sales und die salesianische Spiritualität.

nach oben


8.  Kurioses

  • Eine Insel auf den Seychellen trägt ihren Namen "St. Francois" nach dem heiligen Franz von Sales.
  • Im Kriminalroman von Heinrich Steinfest, Ein dickes Fell (Piper Verlag: München 2006), ist der heilige Franz von Sales der Lieblingsheilige der Auftragsmörderin Anna Gemini.
  • Im Roman Quecksilber (Französischer Originaltitel: Mercure; Diogenes Verlag: Zürich 2001) von Amélie Nothomb verhilft Franz von Sales und dessen Buch Philothea - Anleitung zum frommen Leben - der Krankenschwester Françoise Chavaigne zur Flucht aus ihrem Zimmer, in dem sie gefangen gehalten wird.
  • Im Roman Monsignore Quijote (Englischer Originaltitel: Monsignor Quixote, DTV Verlag: München 2001, ISBN 3-423-12865-8) von Graham Greene gehört das Buch Theotimus - Abhandlung über die Gottesliebe des hl. Franz von Sales zu den Lieblingsbüchern des Landpfarrers Quijote, der sich mit seinem kommunistischen Bürgermeister Sancho auf eine Reise begibt. In den Diskussionen und Abenteuern der beiden ungleichen Freunde wird Franz von Sales zu jener Heiligenfigur, die die Liebe Gottes am besten verdeutlichte.

nach oben


9.  Siehe auch

nach oben


10.  Weblinks


nach oben | Übersicht A-Z