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JANUAR - APRIL

Glücklich, wer bei Gott Zuflucht sucht!

Zuflucht ist ein altes Wort, das kaum noch verwendet wird. Die modernen Wörter, die dieses Wort ablösten, zeigen jedoch, dass es immer noch sehr aktuell ist: Asyl, Schutzzone, Schutzraum. Zuflucht, so könnte man dieses Wort beschreiben, ist eine Person oder ein Ort, den jemand in der Not aufsucht, um Schutz und Hilfe zu bekommen.

Zufluchtsort: Gott

Für den gläubigen Menschen ist vor allem Gott diese Person und dieser Ort, wo er Heimat, Schutz, Hilfe und Sicherheit erhält. „Glücklich eine Seele,“ so schreibt der heilige Franz von Sales in seiner „Anleitung zum frommen Leben – Philothea“, „die in Wahrheit zum Herrn sagen kann: ‚Du bist meine Zuflucht, mein Schutzwall, mein Dach gegen den Regen, mein Schatten gegen die Hitze‘ (Ps 31,3; Sir 34,19).“
In den Zeilen davor erklärt Franz von Sales den Grund dafür: „Die Vögel haben ihre Nester auf den Bäumen, um sich dorthin zurückzuziehen, wenn sie dessen bedürfen; der Hirsch hat sein Gebüsch und sein Dickicht, in dem er sich verbirgt und vergräbt und im Sommer der Kühle des Schattens erfreut. So muss auch unser Herz sich jeden Tag irgendeinen Platz suchen, … um sich dorthin … zurückzuziehen, sich dort zu stärken und zu erholen.“
Und so empfiehlt Franz von Sales: „Führe also dein Herz immer wieder in die Einsamkeit.“ Dort, in dieser „geistlichen Einkehr“ bleibt das Herz „ausschließlich in der Gegenwart des alleinigen Gottes“ (Philothea II,12; DASal 1,84).
Um Gott als Zuflucht, Burg, Hilfe und Schutz zu erfahren, bedarf es gerade in der Hektik des Alltags natürlich einer gewissen Übung. Ich muss mich darin trainieren, mir die Gegenwart Gottes bewusst zu machen und mein Vertrauen zu ihm als meine Zuflucht zu stärken.

Die sieben heiligen Zufluchten

In der Tradition der Katholischen Kirche gibt es für diese „geistliche Einkehr“ die so genannten „heiligen Zufluchten“. Es sind jene Orte oder Personen, die mir ganz besonders helfen, Gott als meine Zuflucht zu erfahren und mein Vertrauen in ihn und seine Hilfe wachsen zu lassen. Für gewöhnlich werden sieben solcher „heiligen Zufluchten“ aufgezählt:
1. Die „Allerheiligste Dreifaltigkeit“: In der Anbetung des Dreifaltigen Gottes, etwa durch ein einfaches Kreuzzeichen „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, mache ich mir mit wenigen Worten und Gesten bewusst, dass mich Gott mit seiner Liebe umgibt und beschützt. „Ich möchte“, so schreibt Franz von Sales in einem Brief, „dass Sie am Morgen beim Aufstehen das Knie vor Gott beugen, um ihn anzubeten, das Kreuzzeichen machen und seinen Segen für den ganzen Tag erbitten“ (DASal 6,192).
2. Christus, der Gekreuzigte: Ein jedes Kreuz macht mir deutlich, dass Gott bei mir ist und seine Liebe zu mir so groß ist, dass er bereit war, sein Leben hinzugeben. Im Blick auf das Kreuz erfahre ich den Trost, dass selbst in den dunkelsten Stunden Auferstehung möglich ist. „Der sicherste Weg zur Frömmigkeit“ läuft nach Franz von Sales daher „zu Füßen des Kreuzes“ (DASal 6,102).
3. Das Allerheiligste Sakrament des Altares: In fast jeder Katholischen Kirche findet sich ein Tabernakel, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird. Davor brennt das „Ewige Licht“ zum Zeichen dafür, dass Gott im Allerheiligsten Sakrament des Altares wirklich und wahrhaftig anwesend ist. Im Verweilen vor dem Tabernakel ist es mir möglich, Gottes bergende Gegenwart in dieser Welt zu erfahren. „O mein Gott“, meint Franz von Sales, „wie glücklich werden wir sein, wenn wir in diesem heiligen Tabernakel leben und sterben“ (DASal 5,109).
4. Die Gottesmutter Maria: Maria war die Wohnung Gottes für seine Menschwerdung. Sie wird zur heiligen Zuflucht auch für uns Menschen. „Man hat es noch niemals gehört, dass jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, … von dir verlassen worden sei“, so beten wir im Mariengebet „Gedenke, o mildreichste Jungfrau Maria“. Der heilige Franz von Sales betete dieses Gebet im Zustand einer tiefen Lebenskrise und wurde daraus befreit.
5. Die Engel: Die Boten Gottes, die heiligen Engel, sind nicht nur dazu da, den Menschen die Botschaften Gottes mitzuteilen. Sie sind im Auftrag Gottes auch die Begleiter und Beschützer der Menschen. So empfiehlt der heilige Franz von Sales immer wieder, sich den Schutzengeln anzuvertrauen: „Mit den Engeln musst du ganz vertraut werden. Betrachte sie oft, wie sie deinem Leben unsichtbar zur Seite stehen“ (DASal 1,93).
6. Die Heiligen: Wie die Engel, so sind auch die Heiligen unsere Beschützer und Fürsprecher. Wir verehren unseren Namenspatron, wir kennen Schutzpatrone für Berufe, Orte und in verschiedenen Anliegen und Nöten. Der heilige Franz von Sales etwa ist Schutzpatron für die Schriftsteller und Journalisten sowie der Gehörlosen. Die heilige Johanna Franziska von Chantal wird angerufen für eine glückliche Geburt.
7. Die Armen Seelen: Das Gebet für die Verstorbenen ist nach Meinung des heiligen Franz von Sales (vgl. DASal 10,268) etwas Heiliges und Heilsames, besonders das Gebet für jene Verstorbenen, die sich noch im Zustand der Reinigung befinden, also im Fegefeuer. Es ist heilig, weil wir dadurch unseren Glauben an das Ewige Leben zum Ausdruck bringen, es ist heilsam, weil dieses Gebet nicht nur den Verstorbenen hilft, sondern auch uns die „Ars moriendi“, die Kunst des Sterbens als Kunst des wesentlichen Lebens lehrt.
Es gibt also viele „heilige Zufluchten“, an die wir uns wenden können, um Gott und seine bergende, liebende Gegenwart zu erfahren. Vergessen wir also die Empfehlung des heiligen Franz von Sales nicht, uns immer wieder in einer stillen Minute zur geistlichen Einkehr zurückzuziehen und bei Gott unsere Zuflucht zu suchen.

Mit salesianischen Grüßen

 

P. Herbert Winklehner OSFS,
Regionalassistent

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