Das Wappen der Heimsuchung Mariens: Spiritualität des Herzens

In einem Brief des hl. Franz von Sales, verfasst am 10. Juni 1611 an die hl. Johanna Franziska von Chantal, schreibt der Ordensgründer über die Bedeutung des Wappens der Heimsuchung folgendes:
„... um Ihnen den Gedanken zu übermitteln, den Gott mir heute Nacht
eingegeben hat: dass nämlich unser Haus der Heimsuchung durch seine Gnade adelig und ansehnlich genug ist, um sein Wappen, seinen Wappenschild, seinen Wahlspruch und seinen Schlachtruf zu haben. Ich habe also gedacht, wenn Sie damit einverstanden sind, meine liebe Mutter, wollen wir als Wappen ein einziges, von zwei Pfeilen durchbohrtes, von einer Dornenkrone umschlossenes Herz nehmen; dieses arme Herz, in das die heiligen Namen Jesus und Maria eingegraben sind, soll als Einfassung für ein aus ihm emporragendes Kreuz dienen. Meine Tochter, bei unserem ersten Zusammentreffen werde ich Ihnen tausend kleine Einfälle vorbringen, die mir diesbezüglich gekommen sind; denn wahrlich, unsere kleine Kongregation ist ein Werk der Herzen Jesu und Mariä. Der Heiland hat uns sterbend durch das Öffnen seines heiligen Herzens das Leben geschenkt; es ist also nur gerecht, wenn unser Herz durch sorgsame Abtötung immer von der Dornenkrone umschlossen bleibt, die auf dem Haupt unseres Meisters verblieb, während die Liebe ihn an den Thron seiner Todesleiden fesselte.“
(aus: Deutsche Ausgabe der Werke des hl. Franz von Sales, Band 5, Eichstätt: Franz Sales Verlag, 225)

Mit dem Begriff „Herz“ bezeichnet Franz von Sales nicht einfach jenes medizinische Organ, das den Körper mit Blut und Sauerstoff versorgt, sondern einen zutiefst spirituellen und mystischen Ort. Das Herz ist für Franz von Sales der Sitz der Seele, der Innenraum des Menschen, in dem sein ganzes Wesen zu Hause ist. Das Herz ist die Wohnung des ganzen Menschen, sein intimster Bereich, wohin er sich zurückziehen, sich erholen oder neue Kräfte sammeln kann, wo er allerdings auch seine größten inneren Kämpfe zu bestreiten hat.
Das Herz ist das Zuhause des Menschen. Wenn du einen Menschen in seinem Zuhause besuchst, dann kannst du ihn wirklich kennen lernen. Dort ist er so, wie er ist. So lernt jeder Mensch den anderen und sich selbst eigentlich nur dann wirklich kennen, wenn er in sein Herz hineinschaut. Was für den Menschen gilt, das gilt in der Spiritualität des hl. Franz von Sales auch für Gott. Das Ziel jeder Theologie und jedes Gebetes ist nicht einfach ein Sprechen von Worten, die sich an Gott richten, oder ein äußeres Nachdenken über religiöse Themen, sondern die mystische Erfahrung des Einsseins des menschlichen Herzens mit dem Herzen Gottes.
Vollkommene Gottesliebe kann für Franz von Sales nur eine Liebe der geschenkten Herzen sein. Franz von Sales darf daher als Mystiker des Herzens bezeichnet werden, seine Spiritualität als Herzens-Spiritualität. Für ihn ist in der Gottesbeziehung wesentlich, dass der Mensch Gott in sein Herz - also in sein Innerstes - hinein lässt, bei sich Zuhause wohnen lässt, Gott an seinem Zuhause, an seinem Alltag teilnehmen lässt. Beziehung zu Gott ist Beziehung von Herz zu Herz, also eine Herzensangelegenheit. All das wird im Wappen der Heimsuchung symbolisch zum Ausdruck gebracht.

Weitere Informationen über den Orden der Heimsuchung: www.franzvonsaleslexikon.de

 

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