Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
September / Oktober 2011

 

Vergebung und Vertrauen
Im Gespräch: Claudia und Bernd Stock aus Adelschlag bei Eichstätt, Bayern

LICHT 2011 will Themen ins Gespräch bringen. Daher suchte die LICHT-Redaktion das Gespräch mit Menschen, die ganz nah und konkret an diesen Themen dran sind. Das Ergebnis in Interviewform wird hier veröffentlicht.

Claudia und Bernd Stock hatten und haben viele Gelegenheiten, sich mit Nachgiebigkeit auseinanderzusetzen. Seit fast 30 Jahren sind sie verheiratet, und seit 25 Jahren Eltern. Insgesamt haben die beiden drei Töchter, die heute schon erwachsen sind. Besonders Claudia Stock ist auch mit der Salesianischen Spiritualität gut vertraut. Seit rund 15 Jahren arbeitet sie im Eichstätter Salesianum als Sekretärin und immer wieder findet sie bei Franz von Sales Impulse für ihren Glauben und ihr Leben.

LICHT: Sie sind fast 30 Jahre verheiratet. Welche Bedeutung hat die Nachgiebigkeit in Ihrer Ehe?

Bernd Stock: Wir haben eine erprobte Rollenverteilung, wo Vieles geregelt ist.
Wir sind da anders als manch andere Ehepaare, wo jeder alles alleine macht. Denn dann wird es problematisch.

Claudia Stock: Manchmal ist es sinnvoll, nachzugeben. Aber es gibt auch bestimmte Dinge, wo ich meinen eigenen Weg gehe – weil ich etwas für mich tun möchte. In unserer langjährigen Ehe sind wir mehr und mehr tolerant geworden.
Ich fahre jetzt auch öfters mit Freundinnen weg, zum Beispiel nach Rom.
Mein Mann fühlt sich dafür noch zu jung, ich aber habe schon das Bedürfnis, diese Reisen zu unternehmen, so lange ich noch fit bin.
Oder ich mache auch regelmäßig die Exerzitien im Geist des heiligen Franz von Sales mit.

Bernd Stock: Und ich gehe dann schon einmal allein zum Bergsteigen.

LICHT: Sie haben auch drei Töchter, die mittlerweile erwachsen sind. Welche Bedeutung hatte denn Nachgiebigkeit in der Erziehung Ihrer Kinder?

Bernd Stock: Heute geben wir gegenüber den Mädels mehr nach als früher, weil der erzieherische Aspekt nicht mehr so wichtig ist. Aber früher war ich schon manchmal streng. Es war immer wichtig, die richtige Balance zu finden.
(Die Tochter Alexandra Stock bestätigt: Es hat genau gepasst. Ich würde meine Kinder genauso erziehen.)

Claudia Stock: Ich war weniger streng als mein Mann Bernd. Manchmal ist auch ein Vertrauensvorschuss gut. Und in manchen Situationen schien es mir auch gut, die Kinder etwas mehr zu behüten als mein Mann es für nötig hielt – zum Beispiel wenn meine Töchter mich gebeten haben, sie irgendwohin zu chauffieren oder abzuholen, wenn sie abends länger unterwegs waren.
Oder als die Mädchen einen Hund haben wollten, da habe ich gespürt, dass ihnen das wichtig ist, und da habe ich nachgegeben. Aber ab und zu bereue ich es schon (lacht).

Bernd Stock: Nachgeben ist manchmal auch sinnvoll, weil es einfacher und bequemer ist.

Claudia Stock: Seit unsere Töchter Freunde haben, haben wir als Eltern weniger Einfluss, weil die Freunde sie beeinflussen.
Aber wir profitieren auch davon, wenn die Mädchen sich mehr nach dem Wunsch der Freunde richten. Dann kocht zum Beispiel unsere Tochter für den Freund, und wir dürfen mitessen.

LICHT: Auch von Gott wird gesagt, dass er nachgiebig ist. Man spricht von der Barmherzigkeit Gottes. Welche Bedeutung hat Barmherzigkeit für Sie, welche die göttliche Barmherzigkeit?

Claudia Stock: Ich spüre immer wieder, dass Gott mir hilft und auf meiner Seite ist. Auf diesem Weg hilft mir auch die Salesianische Spiritualität dabei, die Sorgen des Alltags zu bewältigen.
Bernd Stock: Uns ist es wichtig, dass wir gegenseitig Barmherzigkeit üben. Fehler werden vergeben. Wir und unsere Kinder verzeihen einander – auch um des Friedens willen.

Claudia Stock: Das hat für mich auch etwas damit zu tun, dass ich überzeugt davon bin, dass Gott barmherzig ist und uns Menschen immer wieder Vergebung schenkt. ν

Die Fragen stellte Raymund Fobes

 

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