Zum Fest des hl. Josef

19. Juni 1614 (Entwurf) (OEA VIII,130-133; DASal 9,161-162)

Er ward geliebt von Gott und den Menschen; sein Andenken ist gesegnet (Sir 45,1).

Hier begegnet uns unter anderem das Andenken des hl. Josef, eure und meine Verehrung. Bevor wir aber beginnen, bitten wir die liebenswürdigste, am meisten geliebte und am innigsten liebende Braut, daß wir vom liebenswürdigsten, geliebtesten und am meisten liebenden Gemahl recht sprechen können.

Drei Namen werden dem hl. Josef im Evangelium gegeben. Er wird Gemahl Marias genannt (Mt 1,16-19); von Maria wird er der Vater Christi genannt; Lk 2,48: Dein Vater und ich haben dich schmerzlich gesucht. Schließlich wird er ein gerechter Mann genannt (Mt 1,19). Der zweite Name ergibt sich aus dem ersten, der dritte aus dem ersten und zweiten.

Zum ersten. Gen 2,18: Laßt uns eine Hilfe für ihn machen, die ihm ähnlich ist. Um die Würde der Ehe hervorzuheben; um die Sittsamkeit und Ehre der seligsten Jungfrau zu wahren, wenn ihr Sohn von einer Vermählten geboren wurde; um ihre Keuschheit im Schatten der Ehe zu verbergen, war sie im übrigen Josef wirklich als Gattin vermählt. Wie die weibliche Palme im Schatten des Palmbaums; wie das Ei des Straußes. Vergleich bei Plutarch: wie ein mit Edelsteinen verzierter Spiegel, wenn er nicht das Gesicht spiegelt ... Sonne und Mond. Vgl. den Abschnitt über die Frau (Plutarch, De Legibus matrimonii). Die die Elefanten versorgen, tragen keine Kleider von leuchtenden Farben; denn Elefanten werden durch Feuer gereizt wie der Stier durch das rote Tuch. Tiger fliehen vor dem Klang der Trommel. Die Frau vermeide alles, was den Mann reizen kann.

2. Vater. Rahel sagte (Gen 30,3): Ich habe meine Magd Bilha; geh zu ihr, daß sie auf meinen Knien gebäre und ich durch sie Kinder habe. Christus stammt aus dem Geschlecht des hl. Josef. Gen 2,23: Das ist nun Bein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. 1 Kor 7,4: Die Frau verfügt nicht über ihren Leib, sondern der Mann; ebenso verfügt aber auch der Mann nicht über seinen Leib, sondern die Frau. Eph 5,28ff: Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst; denn niemand haßt sein eigenes Fleisch. Der Mann wird daher Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen und sie werden zwei in einem Fleisch sein. Lk 2,48: Dein Vater und ich haben dich schmerzlich gesucht. Er ist sein Sohn nach dem natürlichen Recht, nicht nach dem Gesetz des Lebens.

3. Der Gerechte, d. h. ausgezeichnet mit jeder Art von Tugend wie der Josef des Alten Bundes. Daher sah er den Mond, die Sonne und die Sterne sich vor ihm verneigen (Gen 37,9): die Vielzahl der Menschen (ausgedrückt in der Zahl zehn), die Welt der Engel, unter einem Namen gefaßt, die seligste Jungfrau und der Herr. Wie der ägyptische Josef ist er in kostbares Linnen gekleidet. Wie die Palme wird der Gerechte erblühen (Ps 92,13).

Die höchste Tugend war die Gottesfurcht, wie bei Mt 1,19 zu sehen ist. Nach dem Gesetz des Mose (Dtn 22,22; Lev 20,19) waren die Ehebrecherin und der Ehebrecher dem Tod verfallen, nicht der Steinigung. Desgleichen die Braut, die den Mann betrogen hatte oder die als Braut von einem anderen Mann in der Stadt verführt worden war. Gesteinigt wurden sie nach der Überlieferung, wie die beiden Greise (Dan 13,62). Warum? Weil das ein Vergehen gegen die Gesellschaft war und weil Gott die Sünden des Fleisches straft, etc. Gen 12,17. Wie Josephus Flavius bestätigt, wurde Pharao mit dem ganzen Hof gezüchtigt durch eine Seuche, ebenso nach Kapitel 20 Abimelech in Gerar. Thales von Milet sagte einem Jüngling auf die Frage, ob er durch einen Eid den Ehebruch ableugnen solle: „Es gibt keinen schlimmeren Meineid als den Ehebruch.“


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