Zum Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit

Annecy, 21. Mai 1595 (OEA VII,254-264; DASal 9,67-73)

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist; wie im Anfang so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

Eine der größten Auszeichnungen, die die Güte Gottes seinem treuen Diener Abraham, unserem Ahnherrn, erwies, war meines Erachtens eine der bedeutendsten, als die göttliche Majestät ihn im Tal von Mamre in sichtbarer Gestalt besuchte, wie die Genesis (18,1f) berichtet. Denn was für ein Mensch war dieser Abraham, daß du ihn besuchst? (Ps 8,3). Der Herr erschien ihm im Tal von Mamre. Es war der Heilige der Heiligen (Dan 4,24), es war Gott selbst, der ihm erschien; aber in welcher Gestalt? Als er seine Augen erhob, erschienen ihm drei Männer; in der Gestalt von drei suchte jener, der der einzige Herr ist, seinen Diener auf. O Geheimnis der Geheimnisse! Der einzige Herr erschien dem Abraham in drei Personen. Treffend heißt es am Anfang der Genesis (1,26), daß Gott sagte: Laßt uns den Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis. Durch diese Worte wurde die Dreifaltigkeit des Schöpfers ausgedrückt. Sie war vor Abraham nie erschienen, den man mit Recht den Vater der Glaubenden (Röm 4,11) nannte, da er eine so bedeutende Offenbarung dieses grundlegenden Geheimnisses unseres Glaubens empfing: Der Herr ist erschienen; „drei sah er, einen betete er an“, sagt die Auslegung. Abraham sagte (Gen 18,3f nach der Sept. und alten Vulgata) zu ihnen: Herr, wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, geh nicht an deinem Diener vorüber; ich will ein wenig Wasser bringen, um eure Füße zu waschen; ruht unter dem Baum etwas aus. Bald sprach er zu allen drei in der Einzahl, bald in der Mehrzahl, um die Einheit in der Dreiheit zu zeigen.

So ist die Geschichte und das Geheimnis. Und jetzt, fromme Zuhörer, zeigt sich uns der gleiche Herr, um uns zu besuchen: einer im Wesen, dreifaltig in den Personen, nicht mehr in einer äußeren Erscheinung, sondern durch eine innere Erleuchtung des Glaubens, in diesem guten Tal der Kirche. Die Kirche feiert heute ein Hochfest zu Ehren der allmächtigen, überaus guten und unendlichen Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, um unseren Herzen die Ehre und höchste Huldigung einzuprägen, die wir ihr schulden. Ehre sei dem Vater ... Wir erweisen ihm die Ehre, wenn wir an die höchste Wesenheit in ihrer glor-reichen Dreifaltigkeit glauben, auf sie hoffen und sie lie- ben; wenn wir die drei Personen bitten, bei uns zu bleiben, wenn wir ihnen die Füße waschen; wenn wir sie unter den Baum einladen. Ich will euch kurz zeigen, wie man das machen muß. Dazu aber müssen wir es alle gemeinsam machen wie Abraham, der seine Augen zum Himmel erhob und sonst diese Ehre nicht gehabt hätte. Erheben wir die Augen zu diesem ewigen Licht, damit es uns mit seinem Geist zu erleuchten geruhe, auf daß wir in seiner Klarheit von diesem Geheimnis erkennen können, was wir kennen müssen; damit es ihm gefalle, uns sehend zu machen, auf daß wir ihm glauben, glaubend darauf hoffen und in der Hoffnung lieben, so daß auf diese Weise wahrhaft Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Um das in größerer Fülle zu erlangen, setzen wir dazu den Einfluß der Tochter des Vaters, der Mutter des Sohnes und der Braut des Heiligen Geistes ein. Ave Maria.

Der grundlegende Artikel unseres Glaubens ist der, dessen Feier die Kirche den heutigen Tag geweiht hat, d. h. die heilige Dreifaltigkeit der göttlichen Personen. Gewiß muß offenbar diese heilige Dreifaltigkeit auf die Einheit des Wesens zurückgeführt werden, um so mehr, als nach unserer Denkweise das eine früher ist als die andere. Dennoch ist der Artikel von der Einheit des einen Gottes den Christen nicht so ausschließlich eigen wie der von der Dreifaltigkeit, zumal mehrere Gott in seiner Einheit erkannt haben, die keine Christen sind. Darauf stützt sich der hl. Paulus und bestätigt den Römern (1,20f): Das Unsichtbare an Gott wird aus der Wahrnehmung der geschaffenen Welt erkannt, so daß sie unentschuldbar sind, weil sie Gott erkannten aber nicht als Gott verherrlichten. Was aber den Artikel von der heiligsten Dreifaltigkeit betrifft, ist er so sehr den Christen ausschließlich eigen, daß selbst das Volk der Hebräer zum Großteil keine ausdrückliche Kenntnis von ihm hatte und daß die Heiden nie zu ihr gelangten. Das veranlaßt den hl. Hieronymus im Brief an Paulinus (53, § 4) zu dem Ausruf: „Der gelehrte Platon wußte es nicht, der beredte Demosthenes hatte keine Kenntnis davon.“ Auf diesem Artikel von der Dreifaltigkeit beruht die Menschwerdung und auf der Menschwerdung unsere ganze Erlösung. Auf diesem Artikel beruht die Sendung des Heiligen Geistes und auf ihr unsere ganze Rechtfertigung. Er ist also der Grundartikel: „Es ist also katholischer Glaube, daß wir einen Gott verehren...“ (Symb. Athan.).

Aus diesem Grund stellt uns zunächst Unser Herr (Mt28,19), dann seine Kirche bei der Spendung des grundlegenden Sakramentes der Taufe dieses heilige Geheimnis vor: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Deshalb hat die Kirche unter Papst Damasus, nach der Aufforderung durch den hl. Hieronymus, bestimmt, daß man am Schluß jedes Psalms singt: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist ... Deshalb hat man, als sich zur Zeit Karls des Großen mehrere Irrlehren gegen die heilige Dreifaltigkeit erhoben, dieses besondere Fest als Bekenntnis unseres Glaubens eingesetzt. Wie sehr müssen wir daher auch in unserer schlimmen Zeit dieses heilige Fest feiern und sagen: Ehre sei dem Vater ... Meint ihr nicht, daß sich unsere Gegner bemühen, die Kirche zu zerstören? Der Hochmut derer, die dich hassen, erhebt sich ständig (Ps 74,23). Ein Valentin Gentil, ein Servet, ein Farel, ein Viret haben diese heilige Lehre vollkommen vergiftet, wo Calvin und Beza sich einmischten und ein Ende machten. Wenn also dieses Fest mit so viel und so gerechtem Grund eingesetzt wurde, mit welcher Frömmigkeit müssen wir es jetzt feiern, da die Gründe seiner Einsetzung von neuem gegeben sind.

Ehre sei dem Vater ... Ich finde, daß wir dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist auf zweifache Weise Ehre wünschen können: entweder die Ehre, die ihm naturgemäß und wesentlich ist, oder die äußere und denominative. Zunächst: Gott Vater im unerforschlichen Abgrund seiner ganzen Ewigkeit, in der Fülle seines unbegrenzten Wesens, seiner Güte, Schönheit und Vollkommenheit, erkennt und begreift im Blick auf sich selbst mit seinem überaus fruchtbaren Verstand seine Natur so vorzüglich, daß er mit einem Gedanken und Begreifen seine ganze Größe ausdrückt. Dieser Gedanke, dieses Aussprechen, dieses Wort, dieser Ausdruck seines Herzens war ein zweites Ich. Er war schon in sich glorreich, er war die ganze göttliche Vollkommenheit; aber wie? Das ist seine Herrlichkeit: er sieht sich, er erkennt sich selbst, und indem er sich erkennt, zeugt er seinen ihm wesensgleichen Sohn: Aus meinem Schoß habe ich dich vor dem Morgenstern gezeugt (Ps 110,3). Hebräisch: Aus dem Schoß kommt dir vor der Morgenröte der Tau deiner Jugend. Jesaja (66,9): Sollte ich, der andere gebären läßt, selbst nicht zeugen; der ich anderen Nachkommenschaft gewähre, unfruchtbar sein? Der Sohn ist die Ehre des Vaters; vom hl. Paulus wird er (Hebr 1,3) der Abglanz der Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens genannt.

Welche Ehre für den Vater, einen solchen Sohn zu haben! Welche Ehre für den Sohn, einen solchen Vater zu haben! Der Sohn hat ganz dieselbe Wesenheit wie der Vater; der Vater teilt ihm alle seine Vollkommenheiten mit. Denkt daran, welche Ehre es für einen sehr guten Vater ist, einen Sohn zu haben, der ihm vollkommen gleicht; doch wenn er ihm so sehr gleicht, daß er ein zweites Ich wird, welche Freude! Ich habe Väter gekannt, die einige Tugend besaßen; wie waren sie froh, tugendhafte Kinder zu haben, etc. Diese Ehre verdient stets gefeiert zu werden. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist ... Doch darüber hinaus, welche überströmende Freude, wenn der Vater seinen Sohn sieht und der Sohn seinerseits seinen Vater! Der Vater und der Sohn sehen, daß sie gegenseitig einer grenzenlosen Liebe würdig sind; sie sehen, daß ihr Wille aufeinander abgestimmt ist, sie lieben einander so sehr, wie sie es verdienen, sie lieben sich im höchsten Grad, grenzenlos und göttlich. Und diese höchste Liebe, die sie so miteinander verbindet, die aus der Anschauung des einen vom anderen hervorgeht, ist eine dritte göttliche Person wie sie, wesensgleich mit ihnen, unendlich, ewig und unabhängig wie sie; das ist der Heilige Geist, die Liebe und die Einheit des Vaters und des Sohnes, das grenzenlose Ziel ihres gegenseitigen Wohlgefallens und des ewigen Hervorgehens.

Singen wir also: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist ... Ich weiß wohl, daß ihr dieses Geheimnis nicht begreift, so wie auch ich nicht; aber mir genügt es, daß wir um so besser daran glauben. Was ich darüber gesagt habe, hat keinen anderen Zweck, als es euch mehr vor Augen zu stellen und euch zu helfen, deutlicher daran zu glauben. Es gibt bestimmte Beispiele, die uns helfen könnten, ein wenig davon zu verstehen; es gibt jedoch noch so viel zu sagen, daß wir uns bei sonst nichts aufhalten und uns begnügen zu wissen: es ist der katholische Glaube, „daß wir einen Gott in drei Personen und die Dreifaltigkeit in der Einheit verehren.“

Wir werden stets singen: Ehre sei dem Vater ..., um so mehr noch, als Calvin, Beza und ihre Irrlehren wollen, daß alle drei Personen ihre Gottheit aus sich haben, nicht durch Mitteilung. Das ist eine außergewöhnliche Blasphemie, denn auf diese Weise gäbe es weder Sohn noch Heiligen Geist. Der Hochmut jener, die dich hassen, erhebt sich ständig (Ps 74,23). Die Katholiken dagegen bleiben dabei zu sagen: „Gott von Gott, Licht vom Licht“ (Symb. Nic.), und Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, indem wir von den drei in der Einzahl sprechen, weil die drei Personen die gleiche Herrlichkeit besitzen. Wir sagen: dem Vater und dem Sohn, denn obwohl die zwei Personen ein einziger gleicher Gott sind und der Vater den Sohn als ein anderes Ich betrachtet, besteht doch die Unterscheidung, daß der Vater das Gottsein durch sich selbst besitzt, der Sohn durch die Mitteilung des Vaters: sonst wäre der eine nicht Vater, der andere nicht Sohn, sondern beide Namen wären falsche Bezeichnungen ohne Grundlage. Ebenso sagen wir: dem Heiligen Geist, der einen Hauch gegenseitiger Liebe bezeichnet, um auszudrücken, daß der Vater und der Sohn, die sich in gegenseitiger Liebe ansehen, diese dritte Person durch diesen Blick und diese gegenseitige Liebe hervorbringen.

Die zweite Blasphemie besteht darin, daß sie den Namen Trinität nicht annehmen wollen. Ihre Begründung ist, Dreifaltigkeit wolle nur die Personen bezeichnen; Person bedeute nur Wohnsitz und Eigenart; Wohnsitz und Eigenart ist nicht Gott. Außerdem, sagen sie, sei das kein gutes Latein. O Unglück unserer Zeit, o Eitelkeit, o Anmaßung des menschlichen Geistes, der es unternimmt, so erhabene Wahrheiten mit so schwachen Argumenten zu erörtern! Dieses Wort Person, ihr Calvinisten, bedeutet viel mehr, als ihr sagt, und die Theologen wissen, daß Person der Träger einer vernunftbegabten Natur ist, daß sie deren Eigentümer und Besitzer ist; so ist eine göttliche Person jener, der die göttliche Natur zu eigen besitzt.

Was den schönen Einwand betrifft, das Wort Trinität sei nicht lateinisch, so wißt ihr doch, wenn es Gott gefiel, im Übermaß seiner Liebe uns neue Wahrheiten zu offenbaren, dann mußte man neue Wort suchen, um sie auszudrücken. Wißt ihr nicht, daß die Worte für die Dinge geschaffen sind, nicht die Dinge für die Worte? Man muß sich sehr hüten, die Dinge den Worten unterzuordnen, und noch viel mehr, die heiligsten und göttlichen Dinge zu verleugnen, weil man in der bei den Römern gebräuchlichen Sprache nicht den Ausdrücken begegnet, die sie bezeichnen. Bei diesem Grundsatz eurer Schule müßte man auch das grundlegende Geheimnis unseres Heiles ablehnen, die Inkarnation des ewigen Wortes, weil man das Wort Inkarnation im klassischen Latein nicht findet. O unglückselige und unglückliche Theologen, die lieber Lateiner als Christen sind! Das ist eine der Listen des Teufels; unter dem Vorwand größerer Reinheit des Latein trachtet er uns den Glauben an die ersten und wichtigsten Geheimnisse unserer heiligen Religion zu nehmen. Die Arianer gingen nach dem Bericht des Epiphanius so in ihren Irrlehren vor; die einen verlangten, daß ein Jota gestrichen werde, die anderen, wie der Bischof Ancrytin, forderten, daß alle Worte gestrichen werden, die nicht aus der Heiligen Schrift stammen. Es ist ein Jammer, ihre Blasphemien zu sehen: Falsches sagte jeder zu seinem Nächsten (Ps 12,3); mit ihrer Zunge üben sie Trug; richte sie, Herr (Ps 5,11).

Der hl. Johannes von Damaskus berichtet im 3. Buch der Theologie eine Begebenheit, um die Anrufung der heiligen Dreifaltigkeit zu rechtfertigen. In Konstantinopel, sagt er, „ereigneten sich unter Erzbischof Proclus mehrere Zeichen des gerechten Zornes Gottes. Als das Volk beim Gebet war, wurde ein Kind entrückt, und in der Entrückung lehrten es die Engel diesen Gesang: Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme dich unser. Als das Kind zu sich kam und berichtete, was es vernommen hat, begann das Volk dieses Lied zu singen, besänftigte damit den Zorn Gottes und wandte die Übel ab, die es bedrohten.“ Lassen wir daher nicht ab zu singen: „Gott Vater im Himmel, erbarme dich unser.“ Lassen wir nicht ab zu sagen, daß die drei göttlichen Personen anbetungswürdig und mehr als anbetungswürdig sind aufgrund der wesenhaften und inneren Ehre und durch die äußere, erwiesene Ehre.

Angemessen nennt man die Ehre, die Gott zukommt, nicht durch seine inneren Werke, sondern durch äußere, wie David (Ps 19,1) sagt: Die Himmel verkünden die Ehre Gottes, und wie der hl. Paulus (1 Kor10,31) sagt: Tut alles zur Ehre Gottes. Das tun wir dann, wenn wir darauf bedacht sind, daß Gott verherrlicht wird: damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater preisen (Mt 5,16).

Was die wesenhafte Ehre betrifft, kann niemand sie beeinträchtigen, denn Ich bin, der ich bin (Ex 3,14). Meine Herrlichkeit gebe ich keinem anderen (Jes 42,8). An diese Ehre denken wir vor allem, wenn wir sagen: Ehre sei dem Vater ..., nicht als wünschten wir sie ihm als etwas Fehlendes, sondern wir freuen uns über sie. Was die äußere Ehre betrifft, kann sie vermehrt werden durch unsere guten Werke. Verherrlicht Gott (und tragt ihn) in eurem Leib, sagt der hl. Paulus (1 Kor6,20). In diesem Sinn sagen wir mit Ehre sei dem Vater das gleiche wie: Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden (Mt 6,10). Erweist Gott Verherrlichung und Ehre, erweist dem Namen des Herrn Ehre; betet den Herrn an in seinem Heiligtum (Ps 29,2; 96,7-9). Der hl. Paulus beklagt sich (Röm 1,21-23) über die heidnischen Philosophen, denn obwohl sie Gott erkannten, verherrlichten sie ihn nicht als Gott oder sagten ihm Dank; vielmehr waren ihre Gedanken eitel und ihr törichtes Herz wurde verfinstert. Sie gaben sich als Weise aus und waren Toren. Sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit dem Abbild der Gestalt des vergänglichen Menschen. Ach, es gibt unter den Christen manche, die diesen Philosophen gleichen; sie sind kalt, sie lieben die Gott und seinen Freunden gebührende Ehre nicht. Nun, wer so eingestellt ist, kann nicht sagen: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.

Diese Ehre ist äußerlich und kann in zweifacher Weise verstanden werden; denn für alles Gute müssen wir dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist Ehre erweisen, besonders aber für den Tod Unseres Herrn und für die Gnade der Erlösung, denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn hingab (Joh 3,16). So hat Gott, nämlich der Vater geliebt, das ist der Heilige Geist, daß er seinen Eingeborenen, den Sohn hingab. Ehre gebührt daher dem Vater, der ihn gab, dem Sohn, der hingegeben wurde, und dem Heiligen Geist, durch den er uns geschenkt wurde.

Wir müssen alle drei göttlichen Personen verherrlichen, und wir müssen sie verherrlichen durch die Person des Fleisch gewordenen Wortes, besonders durch seine Passion, die er beim hl. Johannes (7,39) seine Verherrlichung nennt: Denn der Heilige Geist war noch nicht verliehen, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. So legen nämlich der hl. Johannes Chrysostomus und Euthymius die Stelle aus; ausdrücklich der hl. Hieronymus im Brief an Hedibia (Ep. 120, qu. 9); darin zeigt er, daß Jesus die Passion seine Verherrlichung nennt, und folgert zum Schluß: „Die Herrlichkeit des Erlösers ist das Kreuz des Siegers.“ Wer sich rühmt, rühme sich im Herrn (1 Kor 1,31). Ferne sei es von mir, mich zu rühmen, außer im Kreuz des Herrn Jesus Christus (Gal6,14).

Erlaubt mir nun, daß ich vertraulich zu euch spreche. Wir müssen Gott verherrlichen durch die Passion seines Sohnes. Diese Passion ist nun nicht mehr gegenwärtig, um durch sie Gott zu verherrlichen; wir müssen also auf das Gedächtnis zurückgreifen. Es gibt zwei Arten des Gedächtnisses der Passion Jesu Christi in der Kirche, ein lebendiges und ein lebloses. Das lebendige Gedächtnis der Passion Jesu Christi ist die Eucharistie: Verherrlicht Gott (und tragt ihn) in eurem Leib (1Kor 6,23). Sie aßen und beteten an (Ps 22,30). Das leblose Andenken ist das heilige Zeichen des Kreuzes; das sind die kostbaren Reliquien der Heiligen, wie der hl. Paulus (Kol 1,24) sagt: was von den Leiden Jesu Christi bleibt.


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