Zum Fest der Beschneidung des Herrn

Annecy, 1. Januar 1594 (2. Entwurf) (OEA VII,117f; DASal 9,34)

Aus ganzem Herzen bitte ich Gott, andächtige Zuhörer: wie es ihm gefallen hat, euch diesen Tag, diese Woche, diesen Monat und dieses Jahr „so gut beginnen zu lassen“, so möge er euch „gesund und heil erhalten“. Damit in euch stets die Gesinnung erneuert werde, ihm zu dienen und ihn zu ehren, möge „euer Tun und Denken mit ihm beginnen“ (Brev.), mit Gott, hochgelobt in Ewigkeit (Röm 9,5). Gewiß, die Kirche trägt uns zu diesem Beginn das kürzeste Evangelium vor, aber es ist überaus gehaltvoll. Ich werde darüber nur sprechen, soweit es unserem Vorhaben dient.

1. Beachtet, daß es früh beginnt: Am Anfang des Buches steht von mir geschrieben (Ps 40,38). Außerdem wird er sagen: Ich muß eine Taufe empfangen, und wie drängt es mich (Lk 12,50). Welche Liebe!

2. Beachtet ferner den Gehorsam, den er der Kirche leistet. Für ihn bestand keine Notwendigkeit, er zeigte sich aber stets dazu bereit. Er mußte die Kirche verändern, er verachtet sie dennoch nicht, sondern ist darauf bedacht, sie geläutert und ehrenvoll zu bekleiden.

3. Er heißt Jesus, und man verwundet ihn oftmals; er muß leiden und so in die Herrlichkeit eingehen (Lk 24,26). Ben-Oni, Benjamin (Kind der Schmerzen, Kind des Glückes: Gen 35,18). a) Lernen wir, Gott gern und frühzeitig zu dienen: Zur Morgenstunde werde ich deiner gedenken (Ps 63,7). Es ist gut, daß der Mann das Joch von Jugend auf trage (Klgl 3,27). Kain verhielt sich nicht gut. Wer als Knabe verweichlicht lebt, wird Sklave sein (Spr 29,21). Man weiß nicht, wann man stirbt. b) Seid nicht lau gegenüber den Sakramenten. Ihr Empfang ist notwendig. Sie sind die Mitteilung und Zuwendung des Blutes Unseres Herrn: In seinem Blut hat er uns reingewaschen (Offb 1,5). Im Blut des Lammes haben sie ihre Kleider weißgewaschen (Offb 7,14). Man darf nicht auf jene hören, die das Gegenteil sagen. Man darf die Kirche nicht verachten. Unser Herr achtet die sichtbare Kirche, und man mißachtet die geistige. c) Man muß große Ehrfurcht vor dem heiligen Namen unseres Herrn haben. Hat man Ärger, macht der Name Jesus wieder froh; in der Versuchung hilft er; ist man verwundet, er heilt. Es ist der Name unserer Zuversicht. Die Schatzkammer ist geöffnet.

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