Zum 1. Adventssonntag I

(Zusammenfassung) Annecy, 20. November 1610 (OEA VIII,62f; DASal 9,142-143)

Hätten die Söhne Jakobs gewußt, daß Josef Vizekönig und ihr Richter sein wird, dann hätten sie ihn gewiß äußerst freundlich empfangen, als er in Dotan zu ihnen kam (Gen 37,17). Seht, Christus kommt uns suchen; die Kirche lädt uns ein, ihn gut zu empfangen: Es werden Zeichen sein ... Wie nützlich ist die Gottesfurcht; wie richtig ist die Furcht vor dem Gericht ...

Gottesfurcht. Ekkl 12,13: Fürchte Gott und halte seine Gebote, denn das ist jedes Menschen Sache. Ps 111,10: Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit. Ps 112,1: Glücklich, wer den Herrn fürchtet; in seinen Geboten ... Ps 128,1: Selig, die den Herrn fürchten, die wandeln... Ps 115,11: Die den Herrn fürchten, hoffen auf ihn; ihr Helfer ... Jes 11, 2: Und der Geist der Furcht des Herrn wird ihn erfüllen. Hieronymus fragt, warum es nur von der Furcht heißt, daß er ihn mit ihr erfüllt. Weil die Furcht allen notwendig ist, sagt er. Ihre reiche Quelle mußte in dem sein, der sie allen mitteilen mußte; denn die Furcht macht die Seele für die Liebe bereit, und wie Augustinus sagt, ist die Furcht die Dienerin der Liebe, die ihr die Wohnung bereitet. Daher sagt die seligste Jungfrau (Lk 1,50): Und sein Erbarmen gilt von Geschlecht zu Geschlecht allen, die ihn fürchten.

Damit ihr eine so wichtige Sache recht versteht, müßt ihr wissen, daß es zweierlei Furcht gibt, die menschliche und die göttliche; die menschliche aber in zweifacher Weise: als bürgerliche oder moralische und als weltliche. Moralisch fürchten wir die Richter, die nach Paulus (Röm 13,4) nicht ohne Grund das Schwert tragen. Weltlich Pilatus, Herodes, der hl. Petrus; im Gegensatz dazu die Märtyrer, Susanna, Josef. Mt 10,28: Fürchtet nicht jene, die den Leib töten. Die göttliche Furcht ist vierfältig: servil, die Sklaven. Ps 119,120: Durchdringe mein Fleisch mit deiner Furcht, denn ich bange vor deinen Urteilen. Augustinus unterscheidet sie in der Erklärung der Worte (Ps 149): Um ihre Könige in Ketten zu legen und ihre Edlen in eiserne Bande, von jenen, die goldene Ketten tragen, d. h. Bande der Liebe. Hos 11,4: Ich will sie mit Banden Adams anziehen, mit Banden der Liebe.


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