Predigt zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel - 2

(1 Petr 4,12-19)

Liebe Schwestern und Brüder,

„Alles, was die menschliche Person verletzt, ist bereits ein kriegerischer Akt.“ Diese Worte stammen aus der Botschaft Papst Johannes Pauls II. zum 21. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel (1987), also der Massenmedien. Der Papst weist in dieser Botschaft darauf hin, dass die Massenmedien einen wertvollen Dienst für den Frieden und die Gerechtigkeit in dieser Welt leisten können und auch leisten. Er weiß aber auch, von den sehr negativen Wirkungen, die durch die Massenmedien hervorgerufen werden können:

Die derzeitige Situation der Medien, ihre Produkte auch verkaufen zu müssen, zwingt die Medien geradezu, solche Informationen zu liefern, die sensationell sind. Die Folge dieses Sensationszwanges ist, dass nicht mehr Wahrheit und Objektivität das Handeln des Journalisten leiten, sondern der Zwang, aus allem eine Schlagzeile, eine Sensation zu machen. Und dafür ist immer häufiger jedes Mittel recht. Ich erinnere Sie nur an den Medienskandal in den 1980-iger Jahren, indem der Wiener Erzbischof Hans Hermann Groer das Opfer solcher Sensationslust wurde. Eine österreichische Journalistin scheute sich nicht, den Erzbischof anzulügen, sie sei eine Volksschullehrerin aus Kärnten, sie scheute sich nicht ihn um eine persönliche Aussprache zu bitten, ohne zu sagen, dass sie diese Aussprache auch veröffentlichen will. Das war wirklich eine „abscheuliche Infamie“, wie dies der Erzbischof später selbst nannte. Ein ebensolcher Skandal war es aber auch, dass diese Ausgabe der Zeitschrift innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Es ist nicht immer nur der Journalist der Böse, wenn etwas Schlechtes in der Zeitung steht. Wir müssen auch versuchen, den Journalisten innerhalb seiner Verquickung in den Kauferfolg und innerhalb der redaktionellen Bedingungen, in denen er arbeiten muss, zu verstehen. Das soll nicht heißen, dass der Journalist dadurch frei von jeder Verantwortung ist, es soll uns aber daran hindern, vorschnell über einen Journalisten ein Urteil zu fällen. Der Journalist wird ständig daran gemessen, wie seine Artikel ankommen und verkauft werden. Dazu kommt dann noch der unheimliche Zeitdruck. Möglichst schnell möglichst wahr, objektiv, sachlich zu informieren ist sehr schwierig. Die Folgen können verheerend sein: Statistiken behaupten jedenfalls, dass die durchschnittliche Lebenserwartung eines Journalisten viel geringer ist als bei den meisten anderen Berufsgruppen. Ständig auf die miesen Journalisten zu schimpfen ist also nicht richtig. Papst Johannes Paul II. selbst schreibt in seiner Botschaft den Journalisten: „Eure Aufgabe scheint über die menschlichen Möglichkeiten hinauszugehen: informieren, um zu bilden, während euch eine Lawine von Nachrichten in manchmal geradezu gefährlicher Weise in alle Ecken der Welt führt, ohne euch Zeit zu lassen, jeden Fall und jedes Ereignis zu gewichten.“ Und der hl. Franz von Sales, der der Patron der Journalisten ist, schreibt: „Man behandelt manchmal die Schriftsteller zu hart. Man fällt sehr rasch ein strenges Urteil über sie und offenbart dabei selbst mehr an Taktlosigkeit, als jene an Unklugheit, da sie ihre Schriften voreilig veröffentlichen.“ Der hl. Franz von Sales ist zum Patron der Journalisten ernannt worden, weil er eben trotz großen Zeitdrucks dem er ausgeliefert war - er war ja Bischof von Genf - eine der schwierigsten Diözesen seiner Zeit, trotzdem wahrheitsgetreu, genau, objektiv und in Liebe, Sanftmut und Frieden geschrieben hat. Die Grundsätze, die nun der hl Franz von Sales für die journalistische Tätigkeit liefert, können auch Grundsätze für uns werden, die wir die journalistischen Produkte nutzen, wenn wir entscheiden sollen, welche Zeitung, welches Fernsehprogramm, oder welche Radiosendung wir auswählen sollen. Die Hauptforderung des hl. Franz von Sales ist die Liebe zur Wahrheit. das bedeutet für uns: Dort, wo wir merken, dass die Wahrheit nicht besonders ernst genommen wird, dort sollen wir aufhören, diese Zeitung zu lesen. Franz von Sales fordert auch, dass man Missstände zwar aufdeckt, aber nie die menschliche Person dabei verletzt. „Behandle die Sünde scharf, sagt er, den Sünder aber milde.“ Wenn wir also merken dass in einer Zeitung nur versucht wird, Menschen zu verurteilen und in den Dreck zu ziehen, dann sollen wir davon Abstand nehmen. Wir haben als Christen die Aufgabe auch den Massenmedien gegenüber unsere Standpunkte zu vertreten. So haben wir es heute in der Lesung auch von Petrus gehört: „Wenn wir leiden, weil wir Christen sind, dann sollen wir uns nicht schämen sondern Gott verherrlichen, indem wir uns zu diesem Namen bekennen.“ (vgl. 1 Petr 4,16) Heute heißt dieses Bekenntnis zum Namen Jesu Christi auch, dass wir die Massenmedien kritisch betrachten und auswählen. Es ist daher wirklich ein Skandal, wenn Zeitschriften, die eine persönliche Aussprache mit einem Erzbischof veröffentlichen und dadurch den Erzbischof in seiner Würde schwer verletzen, in kürzester Zeit verkauft sind. Dadurch erreichen wir nämlich auf keinen Fall, dass solche Artikel nicht mehr vorkommen. Dieser Fall aus Österreich ist allerdings nichts Einzigartiges. Gerade jene Zeitungen, die niveaulos sind, wo überhaupt kein Wert auf journalistische Seriosität gelegt wird, verkaufen sich wie die warmen Semmeln. Da brauchen wir uns aber auch nicht wundern, wenn diese Niveaulosigkeit immer mehr wird. Da brauchen wir dann auch nicht mehr auf die Journalisten zu schimpfen, die diesen Blödsinn fabrizieren. Denn was sich gut verkauft, wird auch weiter fabriziert. Und der Journalist muss eben so schreiben, dass es sich gut verkauft. Tut er das nicht, verliert er seinen Arbeitsplatz. Wir Christen können aber dazu beitragen, dass mit den Massenmedien verantwortungsvoll umgegangen wird, indem wir nur solche Medien benutzen, die niveauvoll sind.

Der hl. Johannes Don Bosco, der sich den hl. Franz von Sales zu seinem großen Vorbild nahm, lebte in einer Zeit, in der es üblich war, dass in den Kaffeehäusern nur solche Zeitungen auflagen, die gegen die Kirche schrieben. Don Bosco ging nun monatelang mit seinen Freunden in verschiedene Kaffeehäuser seiner Stadt und verlangte immer wieder kirchenfreundliche Zeitungen solange, bis der Besitzer eine solche Zeitung abonnierte. Was wir Christen also für eine niveauvolle Presse tun können ist, dass wir im Kauf verantwortlich auswählen. Unterschätzen Sie bitte nicht die Wirkung von schwindenden Leserzahlen. Unterschätzen sie aber auch nicht die Wirkung von kritischen Leserbriefen. Auch ein Leserbrief kann dazu beitragen, dass man sich die Art und Weise der Berichterstattung neu überlegt. Was wir aber vor allem tun müssen, ist für die Journalisten zu beten, damit sie in ihrer stressbeladenen Arbeitssituation trotzdem verantwortungsbewusst und wahrheitsliebend mit ihren Informationen umgehen. Nur so können wir dazu beitragen, dass die Wunder der Massenkommunikation wirklich zum Aufbau des Friedens und der Gerechtigkeit in dieser Welt da sind und nicht Mittel für Feindschaft und persönliche Verletzungen werden.

Der hl. Franz von Sales als Patron der Journalisten ist unser Fürsprecher in diesen Anliegen der Massenkommunikation. Ihn möchte ich am Schluss noch einmal zu Wort kommen lassen. Die Achtung der Person ist für Franz von Sales immer ein wesentlicher Bestandteil der Kritik. So schreibt er in einem Brief: „Der Geist der Milde ist der wahre Geist Gottes; der Geist des Leidens ist der Geist des Kreuzes. Glauben sie mir also, man kann wohl die Wahrheit sagen und Vorstellungen machen, aber ganz sanft. Man muss wohl über das Schlechte empört und fest entschlossen sein, sich niemals darauf einzulassen; dennoch muss man dem Nächsten gegenüber ganz mild bleiben.“ Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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