PREDIGT zum 27. Sonntag i. Jk. - LJ A

"Danke“ (Mt 21,33-44)

Liebe Schwestern und Brüder,

„Es gibt kaum eine größere Enttäuschung, als wenn Du mit einer recht großen Freude im Herzen zu gleichgültigen Menschen kommst.“ Diese Aussage stammt von Christian Morgenstern. Und ich glaube, wir alle können das nachvollziehen. Da bereiten wir etwas Schönes vor, organisieren, planen, wollen alles recht machen, sind hilfsbereit und haben Freude daran, anderen eine Freude zu machen: Und was passiert? Man nimmt unser Bemühen zur Kenntnis und geht zur Tagesordnung über, so als ob nichts gewesen wäre. Kein Wort des Dankes oder der Anerkennung, oder der Freude - einfach Schweigen und Gleichgültigkeit. Ja, es stimmt: die Enttäuschung ist in einem solchen Fall ziemlich groß.

Mein Neffe ist jetzt noch nicht ganz sieben Jahre alt. Vor zwei Jahren ungefähr, als ich wieder einmal nach Hause kam, hat er sich hingesetzt, und irgendetwas zu machen begonnen. Ich habs gar nicht so richtig mitbekommen, was er da genau machte. Er war jedenfalls voll bei der Sache, dann ging er ganz geheim zu seiner Mutter und schließlich, nach einiger Zeit, kam er zu mir und meinte, er hätte für mich etwas gebastelt und dann hielt er mir diesen Stern hin, voller Stolz und mit glänzenden Augen.

Gefällt er euch? Ein ganz einfacher Plastikstern und es war damals gar nicht Weihnachten, sondern mitten im Sommer. Aber ich habe mich gehütet, dieses Geschenk einfach gleichgültig und achtlos beiseite zu legen. Im Gegenteil: Ich habe mich sehr darüber gefreut und mich für das tolle Geschenk bedankt. Hätte ich den Stern einfach achtlos beiseite gelegt, ja hätte ich meinen Neffen sogar kritisiert und ausgelacht, weil er mitten im Sommer Plastiksterne bastelt, hätte ich ihm nicht nur eine große Enttäuschung bereitet, ich hätte auch einige wesentliche Dinge nicht begriffen: Da hat sich jemand Zeit genommen, um mir ein Geschenk zu machen. Jemand hat sich für mich große Mühe gemacht, um mir eine Freude zu bereiten. Nun: Ich freue mich noch heute darüber und dieser Stern hängt jetzt in meinem Zimmer als besonderes Symbol und Zeichen, als Symbol und Zeichen für die Dankbarkeit, und als Erinnerung daran, dass Dankbarkeit etwas Wertvolles und Wesentliches im Leben ist. Und als Hinweis daran, was Franz von Sales einmal gesagt hat: „Undankbarkeit ist eine schreckliche Untugend. Sie ist eine gefährliche Krankheit, weil sie den Menschen glauben macht, dass alles, was man für sie tut, selbstverständlich ist.“

Vielleicht können wir an diesem Beispiel meines Neffen auch ein wenig spüren, wie es unserem Gott so manches Mal gehen kann. Jesus hat uns ja ein Beispiel erzählt, um das deutlich zu machen? Wie gehen die Menschen mit dem Weinbergbesitzer um? Sie beschimpfen ihn, verspotten ihn, jagen ihn fort und schließlich bringen sie sogar noch seinen Sohn um. Kein einziger ist in seiner Gier bereit, dankbar zu sein. Wir sind natürlich Gott gegenüber sicherlich nicht so brutal, die Frage bleibt allerdings, wie oft wir ihm gegenüber gleichgültig sind, ihn kritisieren, ihn links liegen lassen, ohne ihm auch einmal ganz ehrlich Danke zu sagen und uns zu freuen, für all das Gute, dass er für uns tut. Manches Mal denke ich mir: Wie sehr müsste Gott eigentlich von uns Menschen enttäuscht sein, weil wir einfach nicht begreifen, wie viele wunderbare Geschenke er uns gibt.

Der heutige Sonntag könnte einmal eine gute Gelegenheit, Gott danke zu sagen, besonders für die vielen kleinen Dinge des Lebens, an denen wir ja meistens gleichgültig vorbeigehen. Dieser Plastikstern und seine Geschichte kann uns auch das wieder deutlich machen. Gott hat es einfach nicht verdient, dass wir ihm nicht dankbar sind. Oder?

Es gibt ein Buch mit der Geschichte von der kleinen Anna und ihrem Freund Fynn. Die beiden diskutieren über alles Mögliche. Und manches Mal hat Anna die Angewohnheit, dass sie zuerst die Antwort liefert und dann muss Fynn herausbringen, zu welcher Frage diese Antwort gehört. Eines Tages nun sagte Anna zu Fynn: „Danke - Für welche Frage ist Danke die richtige Antwort?“ Fynn fiel nun alles Mögliche ein, aber die kleine Anna sagte immer: „Falsch, Falsch, Falsch“. Bis Fynn schließlich aufgab und meinte, er wisse es nicht. Da sagte Anna: „Das ist doch ganz klar: Danke, das ist die Antwort auf die Frage: Was kann ich zu Gott immer sagen, jeden Tag, jede Sekunde, in der Nacht, zwischendurch, auch wenn ich überhaupt keine Zeit habe. Danke kann ich zu Gott immer sagen, das ist kurz und vor allem immer richtig.“ Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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