PREDIGT zum 22. So.i.Jk - LJ B

"Außen und Innen" (Mk 7,1-8.14-15.21-23)

Liebe Schwestern und Brüder,

heute wäscht uns Jesus ein wenig den Kopf. Im Evangelium meint er zwar die Pharisäer und Schriftgelehrten, dennoch sollten wir nicht so tun, als seien wir deshalb überhaupt nicht gemeint. Im Gegenteil, ich glaube, Jesus spricht hier Dinge an, die uns alle betreffen. Und es ist ja nicht schlecht, wenn man durch Kritik angeregt wird, sich zu verbessern.

Jesus geht es ja nicht darum, seine Zuhörer in Grund und Boden zu stampfen, er möchte vielmehr, dass sie begreifen, auf welch falsche Art und Weise sie leben, damit sie sich bessern können und auf dem richtigen Weg weiterkommen. Wir alle sind unterwegs, niemand von uns ist vollkommen, es ist also gut, die Kritik Jesu ernst zu nehmen.

Es gab vor ein paar Jahren ein Buch, in dem behauptet wurde, dass Jesus ein hervorragender Psychologe gewesen sei. Und das, was er im heutigen Evangelium sagt, gibt diesem Buch völlig recht. Jesus sieht hinter die Kulissen des Menschen. Er durchbricht die Außenfassade, und blickt auf unser Innenleben, auf unsere Gedanken, auf unsere Seele. Und da stellt er eben so manchen Widerspruch fest:

Das Volk ehrt mich mit den Lippen – das Herz aber ist weit weg von mir. Die Menschen behaupten, sie seien rein, weil sie ihre Hände waschen, dabei sind ihre Gedanken voller Habgier, Bosheit, Hinterlist, Neid und Verleumdung.

Jesus schaut uns ins Herz und entdeckt da Ungereimtheiten und Widersprüche, die sich mit dem Glauben nicht vereinbaren lassen. Der Heilige Franz von Sales, ein weiterer großartiger Psychologe, der vor vierhundert Jahren lebte, meint so ähnlich: Das gibt es tatsächlich Christen, so schreibt er, die gehen fast jeden Tag in die Kirche, aber kaum sind sie heraußen, schämen sie sich nicht, schlecht über andere zu reden. Da gibt es Christen, die sich sehr für Arme und Notleidende ferner Länder einsetzen, aber unfähig sind, mit den Nachbarn gut auszukommen. Natürlich trifft eine solche Kritik auch die Pfarrer oder Bischöfe: da gibt es Priester, ja Bischöfe, die predigen in den schönsten Worten, ihr Mund verkündet die reinsten und frömmsten Wahrheiten ... in ihrem Herzen aber haust die Selbstsucht und das Streben nach Ansehen, Ruhm, Ehre und Macht.

Worum es Jesus und Franz von Sales geht und daher im Christentum immer gehen muss ist die Übereinstimmung meines Innenlebens, meiner inneren Gedanken mit meinen äußeren Handlungen. Es geht also um Ehrlichkeit, um das Gegenteil von jenen, die falsch sind, die nach Außen hin ganz anders reden und tun als sie in ihrem Inneren denken. Christen sind ehrliche Menschen, zumindest ist das ihr Ziel: dass sie nach außen wie nach innen so sind, wie sie sind. Jesus zeigt uns dazu den Weg. Er sagt uns: Schaut auf euer Inneres, von dort geht das Böse und Schlechte aus. Nicht das macht den Menschen unrein, was von außen kommt, sondern das, was von innen aus ihm herauskommt. Wenn euer Inneres in Ordnung ist, dann stimmen auch eure äußeren Handlungen.

Zum Schluss eine kleine Geschichte zum Nachdenken. Ein Gelehrter fragte einmal seine Schüler, was sie für die kostbarste Eigenschaft des Menschen halten. Es kamen ein paar Antworten: Sein Verstand, sein technisches Können, seine Fähigkeit zu sprechen und zum logischen Denken ... und so weiter. Schließlich sagte ein Schüler: „Für mich ist ein Mensch dann am kostbarsten, wenn er ein gutes Herz hat.“ ... „Diese Antwort“, sagte der Gelehrte, „gefällt mir am Besten.“

Es ist auch die Antwort Jesu aus dem heutigen Evangelium: Auf das Herz kommt es an. Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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