PREDIGT zum 15. So.i.Jk. - LJ B

"Ohne Zögern" (Mk 6,7-13)

Liebe Schwestern und Brüder,

ich hab eine kleine Legende gefunden. Sie mag uns das eben gehörte Evangelium ein wenig erhellen. Zudem ist es eine schöne Geschichte für einen sommerlichen Sonntag.

Eines Tages bekam der Teufel drei neue Lehrlinge, die er in die Kunst einführen sollte, wie man am besten die Menschen in die Hölle bringt. In der ersten Unterrichtsstunde stellte er diesen Dreien dann folgende Frage:
„Was glaubt ihr, ist die beste Methode, um den Menschen ins Verderben zu stürzen.“
Der erste Schüler antwortete: „Also ich glaube, die beste Methode ist es, wenn wir dem Menschen ständig zuflüstert, dass es gar keinen Gott gibt. Wenn er das dann glaubt, ist er schon verloren.“
„Nein!“ sagte da der Teufel, „Das bringt überhaupt nichts! Das hab ich schon probiert. Das Ergebnis ist: Wenn die Menschen nicht an Gott den Allmächtigen glauben, dann fangen sie plötzlich an, sich andere Götter zu suchen. Idole, Ideale, Ideen – all diese Dinge. An irgendetwas müssen die Menschen glauben, da können wir flüstern, was wir wollen.“
„Na gut“, so meinte der zweite Schüler. „Dann würde ich eben dem Menschen zu verstehen geben, dass es viel besser ist, nur für sich selbst Gutes zu tun, als ständig den anderen zu helfen. Dieser Egoismus führt sie sicher ins Verderben.“
„Nein,“ so der Teufel. „Auch das bringt keinen Erfolg. Hab ich ja auch schon versucht. Wenn die Menschen äußerst egoistisch sind, dann kommen sie sehr schnell drauf, dass sie plötzlich keiner mehr mag ... und wegen dieser Liebe sind sie dann doch wieder bereit, auch für andere da zu sein. Nein, damit haben wir keine Chance.“
Der dritte Schüler überlegte am längsten und dann sagte er: „Ich glaube, wir müssen den Menschen Folgendes sagen: Erfüllt die Gebote Gottes ganz genau. Glaubt, was euch die Priester sagen. Macht eure Gebete um Gott, den Allmächtigen zu loben und zu preisen.“
„Was soll das?“ wandte da der Teufel ein, „Willst du, dass die Menschen alle heilig werden?“
„Nein, warte doch,“ antwortete der dritte Lehrling, „es kommt ja noch etwas wesentliches hinzu. Wir sagen ihnen nämlich auch: Aber all das, das Gute tun, das Beten und an Gott glauben, musst du nicht gleich machen, du hast dafür auch morgen noch Zeit.“
Da stutzte der Teufel. „Ja“, sagte er. „Das ist eine sehr gute Idee. Der Mensch wird dann alles immer auf Morgen verschieben und irgendwann keine Zeit mehr haben. Und dann am Sterbebett gehört seine Seele uns. Ja, meine Schüler, genau so machen wirs.“

Jesus hat seine Jünger hinausgeschickt, um seine Botschaft vom Reich Gottes allen Menschen zu verkünden. Er sagte dabei nicht: Ihr könnt das ruhig morgen tun oder übermorgen, lasst euch Zeit. Er wollte, dass sie sofort aufbrechen, und auch nichts mitnehmen, also keine Ausreden verwenden, sie hätten zu wenig Geld, zu wenig Sicherheiten, zu wenig Planung. Sie sollen ohne Zögern gehen und darauf Vertrauen, dass Gott selbst mit ihnen ist und alles gut werden lässt. Bei solchem unverzüglichen Vorgehen haben die Dämonen keine Chance. Sie werden ausgetrieben.

Der hl. Franz von Sales wurde einmal gefragt, ab wann man am besten anfangen solle, ein Heiliger zu werden. Und Franz von Sales antwortete: „Hier und Jetzt“. Also: Nur kein Zeit verlieren, und das Heiligsein auf Morgen verschieben, denn diese Methode ist des Teufels. Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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