Grußwort der Generaloberen der Oblaten des hl. Franz von Sales
P. Aldino Kiesel OSFS

 

Verehrte Leserinnen und Leser,

„Krise“, dieses Wort hören wir täglich. Man spricht von der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise, Eurokrise, Krise der Familie, Krise der Werte. Als Kirche sehen wir die Wirklichkeit der fast leeren Gotteshäuser am Sonntag, die sinkenden Zahlen der Taufen und Eheschließungen.

Im Ersten Testament der Bibel befreite Mose, der von Gott geführt war, das Volk aus der Sklaverei Ägyptens. Dieser Auszug aus Ägypten war jedoch nur der Anfang eines langen Befreiungsprozesses, der vierzig Jahre dauerte, also die Lebenszeit einer ganzen Generation. Inmitten der Krise des Volkes musste Mose fähig sein, zu hören, abzuwägen und Entscheidungen zu treffen. Das verlangte, eine Zukunftsvision zu haben, die vom Vertrauen auf Gott und von Mut begleitet wurde.

Wir brauchen heute Wegbereiter, Menschen mit einer Zukunftsvision, die uns glaubwürdig helfen, neue Wege zu finden. Geistige und geistliche Pioniere sind die Pfeiler inmitten der Stürme, Wegbegleiter zur Oase inmitten der Wüste.

Louis Brisson - ein Mensch mit einer Vision

Pater Louis Brisson lebte von 1817 bis 1908 in Frankreich. Er erwies sich als Führungspersönlichkeit, als ein Mann des Weitblicks. Er erlebte hautnah die Begleiterscheinungen der Industriellen Revolution. Eine dieser Auswirkungen war die Migration, die Wanderung der Jugendlichen in die Städte auf der Suche nach Arbeit. Diese Jugendlichen lebten in vollkommener Ungewissheit und Unsicherheit. P. Brisson wollte Menschen - Frauen und Männer -, die ihr Leben Gott im Dienst an den Bedürftigen weihen. Die größten seiner Werke waren die Gründungen von zwei Kongregationen von Ordensleuten: die Schwestern Oblatinnen und die Oblaten des heiligen Franz von Sales. Er entwickelte sich dabei zum Bewunderer und zum perfekten Nachahmer des heiligen Franz von Sales (1567-1622), des Heiligen der Sanftmut und der Demut. Dadurch wurde er Beispiel und Orientierung für uns.

Sein Seligsprechungspozess begann im Jahre 1938 in der Diözese Troyes, wo er während seiner achtundsechszig Priesterjahre lebte. Im Dezember 2011 anerkannte Papst Benedikt XVI. ein dem Ehrwürdigen Pater Brisson zugeschriebenes Wunder. Es handelt sich um die wunderbare Heilung von „Carlitos“, einem achtjährigen Jungen, im Jahre 1953 in Alausi, in Ecuador. Diese Anerkennung war die letzte notwendige Stufe zur Seligsprechung, die am 22. September 2012 in Troyes, in Frankreich, seiner Heimat, gefeiert wird.

Seligsprechung: ein besonderes Privileg

Für uns ist es ein besonderes Privileg, in dieser Zeit zu leben und an der Seligsprechung unseres Gründers teilnehmen zu können. Es ist Grund für uns, uns sehr zu freuen und Lob- und Danklieder zu singen. Diese Anerkennung von Seiten der Kirche ist für uns Einladung zur geistlichen Erneuerung unseres Lebens. Nach dem Beispiel unseres zukünftigen Seligen sind wir überzeugt, dass wir so vielen von Werten leeren Herzen, so vielen Jugendlichen auf der Suche eines Sinnes für ihr Leben, etwas anzubieten haben. Darüber hinaus seien wir Menschen der Hoffnung, denn wir wissen, dass Gott uns mit ewiger Liebe liebt (Jeremia 31,3). Unser Herz ist das Heiligtum, in dem Gott wohnt. Unser salesianischer Optimismus lehrt uns, dass Gott niemals an uns verzweifelt.

Wir danken allen, die sich der Vorbereitung der Feier der Seligsprechung unseres Gründers widmen. Ich lade alle ein, an der Feier seiner Seligsprechung teilzunehmen. Sie sei für uns Anlass, unser Leben aus dem Glauben zu erneuern, am Vorabend des Jahres des Glaubens, das im kommenden Oktober beginnt. Sie möge auch zur Quelle der Erneuerung unserer Übung der Liebe zu allen werden, die es besonders brauchen.

Der Liebende Gott möge uns segnen und uns Seinen Frieden schenken.

Im salesianischen Geist

P. Aldino José Kiesel OSFS
Generaloberer der Oblaten des hl. Franz von Sales

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