Die Heilung von
Carlos „Carlitos“ Peñaherrera

Carlos Luis Peñaherrera wurde am 23. Juni 1945 in Riobamba, der Hauptstadt der Provinz Chimborazo, in Ecuador geboren. Sein Vater bezeugt, dass er „ein völlig gesundes und normales Kind“ war.

Der Unfall geschah am 17. Juni 1953, etwa um fünf Uhr nachmittags, in der Stadt Alausi. Das Eisenrad eines Traktors fiel auf Carlos rechten Fuß. Sein Vater stellte fest, dass die große Zehe seines Sohnes völlig zerschmettert, zerquetscht und beinahe vom Rest des Fußes abgetrennt war. Zwei weitere Zehen waren ebenso gebrochen und der Stiefel war voller Blut.

Zehn Minuten später untersuchten die Ärzte des örtlichen Krankenhauses Carlos und kamen zum Schluss, dass dessen großer Zeh derart zerstört war, dass es unmöglich wäre, ihn wieder ganz herzustellen. Das örtliche Krankenhaus besaß außerdem kein Röntgengerät noch andere für eine derartige Verletzung notwendige chirurgische Instrumente. Die Ärzte taten jedoch ihr Bestes, um wenigstens einen Teil des zertrümmerten Knochens und des zerfetzten Fleisches der großen Zehe wiederherzustellen und die anderen beiden Zehen zu stabilisieren. Am gleichen Tag noch kam Carlos nach Hause und hatte die ganze Nacht über starke Schmerzen.

Die Prognose der Ärzte war sehr zurückhaltend. Sie machten sich Sorgen, dass sich der Fuß in kurzer Zeit entzünden könnte. Auf lange Sicht, so meinten sie, werde Carlos nur mit großen Schwierigkeiten gehen können. Sie befürchteten auch eine Atrophobie, also die Verkümmerung des Gewebes aufgrund der so starken Verletzung. Carlos selbst erinnert sich, gehört zu haben, dass er auf Grund des Ungleichgewichts durch fehlende Knochenstücke seines großen Zehs nicht mehr würde richtig gehen können und auch die anderen Zehen nicht mehr würde bewegen können.

Am nächsten Tag erzählte Carlos Tante das, was geschehen war, Schwester Marguerite-Thérèse Colliard, die Novizenmeisterin der Oblatinnen des hl. Franz von Sales. Die Oblatinnen leiteten eine Schule, in der Carlos Schüler war. Sr. Marguerite-Thérèse und eine ihrer Novizinnen (Schwester Lucia Margarita Ganchose Palma) machten sich sofort auf den Weg, um Carlos zu besuchen. Die Schwestern nahmen eine Reliquie von P. Brisson mit und schlugen eine Gebetsnovene vor, in der sie auf die Fürsprache von Louis Brisson um Heilung des Fußes beten wollten. Sie platzierten die Reliquie an Carlos verletzten Fuß. Zusätzlich zu den beiden Schwestern nahmen auch Carlos selbst, seine Eltern und ein Freund der Familie an der Novene teil. Andere Familienmitglieder, die vorbei kamen, waren skeptisch. Sie reagierten mit spöttischem Gelächter. Dennoch beteten auch sie mit.

Die Novene bestand aus neun Aufrufen zum Gebet um die Seligsprechung von P. Brisson. Jede dieser Aufrufe endete mit diesen Worten: „Mein Gott, du hast versprochen, dass du all jenen, die dich gläubig und vertrauensvoll anrufen, gibst, worum sie dich bitten. So bitten wir dich um das Geschenk der wunderbaren Heilung auf die Fürsprache des Ehrwürdigen Pater Louis Brisson.“ Jedes Mal wurde diesem Gebet ein Vaterunser angefügt.

Schwester Marguerite-Thérèse meinte später, dass die Schwestern nach der Novene besonders über die Veränderung der Einstellung der skeptischen Familienmitglieder erstaunt waren. Diese wurden im Laufe der Zeit sehr ernst und sehr respektvoll. Sie empfahl daher der Familie, das Novenengebet weiter zu beten, außerdem die Reliquie auf dem Fuß zu belassen, ohne dort noch irgendetwas anderes hinzuzufügen. Darauf antworteten die Skeptiker: „Ja, nur der gute Vater.“ (Louis Brisson wird bis heute auch gerne „Guter Vater“ genannt.) Nachdem die Schwestern gegangen waren, sagte eine der Frauen zu Carlos Mutter: „Aufgrund des Glaubens, mit dem hier gebetet wurde, wird das Wunder geschehen.“

Die Familie und die Ärzte sahen nach der Novene eine merkliche, wenn auch nur leichte, Verbesserung der Verletzung. Sr. Marguerite-Thérèse sagte, dass drei Tage nach dem Unfall der Arzt, der den Verband an Carlos Zehe wechselte, überrascht darüber war, in welch gutem Zustand der Zeh war und dass überhaupt keine Komplikationen auftraten. Als am nächsten Tag Sr. Marguerite-Thérèse Carlos erneut besuchte, fand sie ihn auf dem Bett kniend. Sein rechter Fuß war immer noch fest einbandagiert und still gelegt, er spielte jedoch mit einem Ball. Sie fragte Carlos, ob er Schmerzen habe. Er schüttelte den Kopf, sagte nein und spielte weiter.

Nur sechs Tage nach dem Unfall, am 23. Juni, erinnert sich Carlos, dass er ins Esszimmer gefahren wurde, um dort seinen Geburtstag zu feiern, den er sehr genoss, da er überhaupt keine Schmerzen mehr fühlte. Die Schmerzen, die Schritt für Schritt weniger wurden, waren völlig verschwunden. Und zu seiner Verwunderung konnte er, nachdem der Verband abgenommen wurde, seine Zehe sogar bewegen. Am 10. Tag nach dem Unfall konnte er wieder herumlaufen, ohne zu hinken und ohne irgendwelche Schmerzen. Er nahm sogar vom 27.-29. Juni „auf eigenen Beinen“ am Stadtfest teil. Nach Aussagen seines Vaters war der Fuß nach nur fünf Tagen völlig geheilt und Carlos wäre gelaufen und gesprungen, so als sei gar nichts geschehen. Am Ende des Schuljahres, am 25. Juli 1953, zeigten Röntgenaufnahmen, dass sämtliche Knochenbrüche geheilt waren.

Sogar der Arzt, der ihn versorgte, war erstaunt. Er meinte, dass nur drei Tage nach der Erstversorgung der Zustand von Carlos Fuß zufriedenstellend war, obwohl er in kein anderes Krankenhaus gebracht wurde. Nach zehn Tagen war der Arzt überrascht, Carlos laufen zu sehen, ohne zu hinken, und dass er seine Zehe ohne irgendeine Entzündung oder eines Blutergusses bewegen konnte. Der Arzt bezeugte, dass nach seinen Erfahrungen ein Kind mit einer derart schweren Verletzung, wie er sie an Carlos sehen konnte, bisher noch nie völlig hergestellt werden konnte, und schon gar nicht auf so schnelle Weise wie bei Carlos.

Im Laufe seines weiteren Lebens wurde die vollständige Gesundung von Carlos noch einmal bestätigt, als er vom US Militär untersucht wurde. Bei dieser Untersuchung wurde er für tauglich befunden, in der Luftwaffe seinen Dienst zu tun. Er wurde sogar im Vietnamkrieg eingesetzt. Nach seinem Militärdienst trainierte Carlos für den Boston Marathon (42 Kilometer). Heute lebt Carlos wieder in Ecuador, ohne irgendwelche Probleme mit seinem rechten Fuß.

(aus dem Bericht Positio super miro, der an die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen nach Rom geschickt wurde. Die Heilung wurde 2011 sowohl von einer medizinischen als auch einer theologischen Kommission überprüft und am 19. Dezember 2011 von Papst Benedikt XVI. als Wunder anerkannt.)

 

nach oben | zurück | Startseite