Seelsorger,  Verleger und Buchdrucker 
      90 Jahre  Sales-Oblaten in Eichstätt
      Von Josef  Ettle (Eichstätter Kurier, 12. Oktober 2013)
      Eichstätt (EK)  Vor 90 Jahren trafen die ersten Salesianer in Eichstätt ein, und sie sind –  Gott sei Dank – noch da. Ihre erste Bleibe fanden sie auf der Willibaldsburg,  bevor sie schließlich im Eichstätter Rosental ihren Sitz nahmen. 
      Aufbau und  Betreuung der Eichstätter Pfadfindergruppe Sankt Georg waren in den 1930er  Jahren ein großes Anliegen der Salesianer. Das Bild entstand 1938.  Reproduktion:je Es gibt Bereiche des öffentlichen Lebens, die mit dem Orden der  Salesianer in Eichstätt eng verbunden sind. Da sind zum einen die Pfadfinder  St. Georg, die in den 1930-er Jahren auf der Willibaldsburg bei den  Ordensleuten ihre Heimat fanden. Dann war es Bruder Felix Hartinger, der mehr  als einer Generation von Schriftsetzern und Buchdruckern die Grundlagen ihres  Berufs beibrachte. Und nicht zuletzt ist da noch die Pfarrei Heilige Familie,  deren Seelsorger aus dem nahen Rosental, quasi über der Altmühl drüben, kamen. 
  „Mit großer  Liebenswürdigkeit“ wurden die ersten jungen Brüder, angeführt von Pater  Matthias Spießl, von Bischof Johannes Leo von Mergel (1905 bis 1932) und  Regens Michael Rackl am 10. Oktober 1923 im Priesterseminar aufgenommen. Sie  studierten an der damaligen Theologischen Hochschule.“ Das hat Franz Wehrl im  Buch über Franz Reisinger, der in Eichstätt so segensreich wirkte,  festgehalten.
              ANNO DAZUMAL 
        
      Die damalige  Zeit lässt sich mit heute nicht vergleichen: Die Gemeinschaft der Salesianer  wuchs rasch, und im Priesterseminar wurde es bald zu eng für sie. Zum Glück  wurde ein neues Quartier im Spitalhof der Willibaldsburg gefunden, für zehn  Jahre vom bayerischen Staat angemietet und bezogen. Im Mittelpunkt stand die  Arbeit für die Jugend. So wurde ein Schülerheim eingerichtet und die  aufstrebende Pfadfindergruppe betreut, die damals wie heute viele Kinder und  Jugendliche begeistert. 
        Im Sommer 1927  kam Pater Franz Reisinger nach Eichstätt. Der 1890 in Wien geborene Reisinger  war von 1937 bis 1949 Provinzial, 1946 wurde er Ritter der französischen  Ehrenlegion. Er war Priester, Verleger, Übersetzer und Schriftsteller. In  Eichstätt übernahm er die Leitung des Ordenshauses mit 27 Sodalen. Auf seine  Idee ging im Dezember 1931 die Anmeldung des Franz-Sales-Verlags mit eigener  Druckerei auf der Willibaldsburg beim Eichstätter Gewerbeamt zurück.  Schriftleitung und Druck der Ordenszeitschrift „Das Licht“, eine Wiener  Gründung aus dem Jahr 1906, wurden nach Eichstätt verlegt. Die Auflage  kletterte auf rund 30 000. 
        Den  Nationalsozialisten waren Arbeit und Erfolge der Salesianer ein Dorn im Auge.  „Licht“-Hefte wurden beschlagnahmt, die Herausgabe des „Christkönigsboten“  untersagt, Hausdurchsuchungen vorgenommen. Schließlich wurde den Ordensleuten  ihr Domizil hoch über der Stadt gekündigt. Sie fanden eine neue Bleibe im  Rosental, in das sie ab 1. April 1937 einzogen. Um sich unabhängiger versorgen  zu können, pachteten sie in Oberemmendorf einen Bauernhof. 
        Die Salesianer  konnten sich über Nachwuchs an Priestern nicht beklagen: Am 29. Juni 1939  wurden 18 Oblaten geweiht. Ein Tiefschlag kam am 12. September 1939, als von  der Reichspressekammer „Das Licht“ eingestellt wurde. Viele Ordensleute wurden  zur Reichswehr eingezogen. 1944 war das Ordenshaus Rosental eine Kaserne: Über  500 SS-Leute (SS: nationalsozialistische Schutzstaffel) wurden einquartiert; am  25. April 1945, als amerikanische Soldaten Eichstätt besetzten, zogen sie ab.  Die letzten noch verbliebenen Salesianer waren im Gasthof Krone in der Wohnung  des Prälaten Professor Josef Gmelch untergekommen. 
        Nach  Kriegsgräuel und menschenverachtender Diktatur begann im Rosental das  Ordensleben neu. Am 10. September 1945 wurden die Gelübde erneuert. Viele  Schüler meldeten sich und wurden durch Privatunterricht zum Abitur geführt.  Ausbaupläne für das Rosental wurden geschmiedet. In Ingolstadt übernahmen die  Oblaten das Tillyheim für Lehrlinge und Schüler und gründeten die KIM-Bewegung  zur Förderung von Priester- und Ordensberufen sowie kirchlicher Mitarbeiter  (KIM: Kreis junger Männer). 1950 kam der erste Ministrantenkalender heraus mit  der beachtlichen Auflage von 100 000 Exemplaren. 
        Die  Ordensleute engagierten sich in der Studentenseelsorge an der Universität  Eichstätt und übernahmen Aufgaben in der Pfarrseelsorge. Das Rosental wurde ein  geistliches Zentrum der Österreichisch-Süddeutschen Provinz. Im „Salesianischen  Institut“ wird wissenschaftliche Forschung über Franz von Sales und seine Lehre  betrieben. In einer modernen Druckerei klapperten die Setzmaschinen, liefen die  Druckautomaten und Buchbindegeräte auf Hochtouren. Das Ende des Buchdrucks im  Rosental wurde wohl durch den Brand in den Werkstätten am 5. Dezember 1981  eingeläutet. Schluss war 1988. Dafür eröffneten die Salesianer 1991 durch  Übernahme von „Kyrios“ eine Versandbuchhandlung. Der Franz-Sales-Verlag bestand  weiter, Leiter wurde 1994 Pater Herbert Winklehner. Damit waren die Ordensleute  ganz im Sinne ihres Gründers tätig: Der heilige Franz von Sales ist Patron der  Journalisten und Schriftsteller. 
        Zu den großen  Baumaßnahmen in der Nachkriegszeit zählen die Aufstockung über dem Speise- und  Studiersaal 1956. Die Kapelle wurde am 29. Januar 1960 von Bischof Joseph  Schröffer geweiht, und im folgenden Jahr wurde im Wald hinter den Gebäuden ein  Ordensfriedhof angelegt. Das Bienenhaus musste für ein Wirtschaftsgebäude  weichen. 
        Unvergessen  ist in Eichstätt Pater Leopold Mühringer, der 1972 Pfarrer der Heiligen Familie  wurde. Zu den Seelsorgerpersönlichkeiten zählte auch Pater Alfred Blöth, der  den Osten der Stadt mit Pfünz betreute. 1974 wurde Pater Alois Bachinger  Hochschulpfarrer. Die Studierenden der Eichstätter Universität waren  Ordensleuten ein Anliegen: Im angegliederten Studentenwohnheim boten sie rund  40 jungen Leuten ein Unterkommen und ruhige Studiermöglichkeit. Das Heim ist  seit ein paar Jahren geschlossen, da eine Generalsanierung ansteht. Der  Eichstätter Niederlassung gehören derzeit sechs Geistliche und fünf Brüder an. 
        Die Salesianer  erwarben sich große Verdienste um die Mission, vor allem im ehemaligen  Deutsch-Südwest-Afrika, dem heutigen Namibia. Als Beispiel soll auf den Eichstätter  Pater Sixtus Pfaller verwiesen werden, der die Missionsstation Mater Dolorosa  in Aroab von 1950 bis 1973 leitete. 
        Ihr  90-jähriges Bestehen feiern die Salesianer an diesem Samstag. Ab 10 Uhr findet  eine Wallfahrt von der Willibaldsburg zum Domizil im Rosental statt. Gegen 12.  45 Uhr wird dort dann Gottesdienst gefeiert.