Salesianische Zweimonatsschrift "Licht"
Ausgabe März/April 2003

Ich bin das Leben
Maria Lang

Im Moment sitze ich in der Uni an einem Server und höre ein wenig Musik, während ich versuche, meine Gedanken zu ordnen und aufzuschreiben.

Tränen im Himmel
Es könnte auch kaum ein passenderes Lied sein, das ich nun mehr oder minder zufällig höre: „Tears in Heaven“ von Eric Clapton, ein Lied, geschrieben für sein Kind, das er verloren hat. Zuletzt habe ich diese Melodie auf der Beerdigung eines Mitstudenten und Freundes gehört. Angesichts des Verlustes eines lieben Menschen wirken diese Worte hoffnungsvoll, kraftgebend, weiterzumachen und zu kämpfen, um dieses Leben, das uns geschenkt wurde, voll und ganz auszukosten und so gut wie nur immer möglich zu gestalten, denn noch bleibt uns diese Möglichkeit. Doch ist die Realität meist ganz verschieden von diesen Gedanken der Hoffnung und des Lichts, denn primär empfindet man den Schmerz und den Verlust, das Wissen, ohne den Kameraden oder Bruder leben zu müssen.

Abschiede sind so unterschiedlich
Und dabei kann der Abschied so verschieden sein, ich meine, ob ein junger Mensch plötzlich aus dem Leben gerissen wird oder eine alte Person nach einem erfüllten Leben stirbt. Aber nicht nur das; es ist auch die Art des Abschiednehmens, der Beerdigung, inwieweit man aus der Gemeinschaft am Grab Mut schöpfen kann, weiterzumachen. Dabei kann auch dieser Satz von Jesus helfen, sehr helfen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11,25). Denn er ist Ausdruck der christlichen Hoffnung, dass dieser Abschied nur auf Zeit ist, denn es wird ein Wiedersehen geben, aber nicht hier, auf dieser Welt. Es gibt noch ein Mehr als dieses Leben. Doch auch in Bezug auf Jesus, der diese Worte seinen Jüngern mit auf den Weg gab, über seinen irdischen Tod hinaus, kommen mir verschiedene Gedanken, die ich so in Worte fassen möchte:

Die Erde erwacht,
neues Leben,
Grün verdrängt
das Grau des Winters,
spürbar,
eine neue Zeit bricht an,
voll von Farben
des Frühlings.


Am Brunnen
viele bunte Eierschalen,
eingefärbt von Kinderhand.
Und große Hasen,
leuchtende Kinderaugen.
Es sieht so einfach aus,
so spielerisch, leicht,
ganz anders,
als es für Dich war,
damals in Galiläa.


Du – dort auf dem Weg
nach Golgota,
düsteres Kreuz,
nur gefärbt
vom Rot des Blutes,
Deines Blutes,
Schmerzen.
Eine andere Welt,
scheinbar.


Du – dort am Kreuz,
dem Tode näher
als dem Leben,
bis Du stirbst
und die Erde bebt,
die Sonne verhüllt ihr Gesicht
und die Welt
ist dunkler
als im Winter,
in der tiefsten Nacht.


Du – dort im Abendmahlssaal
hast in Brot und Wein
Dich selber hingegeben
und ihnen gesagt,
dass Du das Leben bist,
die Auferstehung,
Golgota wirkt
wie Hohn.


Du – dort vor dem Grab,
Gärtner scheinbar
und strahlender
als das Leben
um Dich her,
Du hast Dein Wort
getreu gehalten.


Du – dort bei den Jüngern,
Du isst mit ihnen
einmal noch Fisch
und brichst das Brot
dass Ihnen die Augen aufgehen
in Emmaus,
am See Genezaret,
in dieser Welt.


Mein Blick
schweift aus dem Fenster,
in die Ferne,
was bedeutet es
für mich,
für mein Leben,
es scheint so fern,
denn die Welten der Toten
erstehen nicht wieder
und ich kann sie
nicht mehr fragen,
erhalte keine Antwort.


Meine Gedanken
wandern in der Zeit.
Er ist so endgültig,
der Abschied
an einem Grab …
Und was wird sein,
sterbe ich selbst,
werde ich Dich
erkennen,
wiedererkennen?

Maria Lang ist Studentin an der Universität Regensburg, Bayern

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