Im Rosental wohnten einst die Aussätzigen
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Ein Teil der Besucher im Salesianum Rosental in der Bibliothek. Pater Herbert Winklehner (rechts) führte die Gruppe des Historischen Vereins. - Foto: je

Bericht aus dem Eichstätter Kurier, 25.3.2009:

von Josef Ettle

Eichstätt (EK) "Salesianer sind herzlich, humorvoll, geduldig, liebevoll und sanftmütig. Sie tragen kein Ordenskleid, man soll sie an ihrer Art erkennen." Dies sagte Pater Herbert Winklehner, der Leiter des Franz-Sales-Verlags, bei einer Führung für den Historischen Verein durch das Salesianum.
Die recht ansehnliche Gruppe erhielt im Rosental interessante Einblicke von der Dachterrasse bis in den unheimlich tiefen, einstigen Bierkeller.
Zunächst gab der Vorsitzende des Historischen Vereins, Konservator Albert J. Günther, einen hausgeschichtlichen Überblick zum Rosental. Wie er erläuterte, werde der Name nicht von Rosen, sondern von "Leprosen", den Aussätzigen, abgeleitet, die hier hausten. Im 17. Jahrhundert stand an der Stelle ein Jäger- und Forsthaus, das zum Krankenhaus umgebaut worden sei. Die spätere Nutzung laut Steuerkataster sei königliches Straf- und Arbeitshaus, dann Irrenhaus und Zivillazarett gewesen. Wie Günther weiter berichtete, war das Haus 1833 in eine Gaststätte umgewandelt worden, bis es 1931 die Caritas erwarb.
Pater Winklehner legte den Gästen dar, dass heute im Rosental ein salesianisches Zentrum besteht für Theologie-Studenten, Möglichkeit von Exerzitien oder für Gäste, sich einige Zeit ins Kloster zurückzuziehen. Es gibt das Studentenheim mit rund 40 Zimmern und den Verlag. In einem modernen Komplex aus dem Jahr 2001 sind die "Zellen" der Salesianer.
Beim Rundgang erzählte Winklehner davon, dass die Salesianer mit vielleicht 20 oder 30 Angehörigen 1923 nach Eichstätt kamen. Zunächst fanden sie eine Bleibe im Priesterseminar, dann im Spitalhof auf der Willibaldsburg. Die erste Einrichtung waren ausrangierte Möbel der Eichstätter Landespolizei. "Seelsorgerlich wandten wir uns der Jugend zu", sagte der Geistliche. Fußball, Faustball und Lagerfeuer wurden geboten und die Eichstätter Pfadfinder gegründet. 1931 kamen der Verlag und die Druckerei dazu.
"Die Nationalsozialisten wollten uns von der Burg weghaben", schilderte der Pater weiter. Ein neues Quartier wurde im Rosental gefunden, das damals dem Diözesan-Caritasverband gehörte. Der Orden hatte um die 100 Mitglieder, die sofort mit dem Ausbau begannen. "Als erstes wurde ein Bienenhaus errichtet, weil ein Bruder leidenschaftlicher Imker war", schmunzelte Herbert Winklehner. 1937 erfolgte der Umzug ins Rosental.
1939 wurde es dort still: Fast alle Mönche wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Das Rosental wurde Lazarett, und eine SS-Nachrichteneinheit nistete sich ein. Die verbleibenden drei Oblaten des heiligen Franz von Sales kamen im oberen Stockwerk des Gasthofs Krone unter; nach dem Krieg kehrten sie zurück. Mit dem Wirtschaftswunder schwand das Interesse am Ordensleben, es blieb Platz, und so wurde das Studentenheim eingerichtet.
Pater Winklehner gab dann noch Auskunft über den Orden. Zu den Salesianern gehören in 14 Ländern rund 550 Männer, Eichstätt ist bei der bayerisch-österreichischen Provinz und hat jetzt sechs Patres, vier Fratres und sieben Auszubildende. Der Pater plauderte auch über Persönliches: "Wir haben eine gemeinsame Kasse und bekommen ein Taschengeld." Was die jungen Studierenden dazu sagen, dass für Novizen um 9 Uhr Bettruhe Pflicht ist, konnte nicht erfragt werden.

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