From Franz von Sales

Lexikon: A-Z :: Zufriedenheit

Die Zufriedenheit -

die Tugend, die mir Frieden zuspricht

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  1. 1. Frieden im Herzen
  2. 2. Mit mir Frieden machen
  3. 3. Mut zur Zufriedenheit
  4. 4. Die Gegenwart Gottes
  5. 5. FRAGEN ZUM NACHDENKEN


flickr:zufrieden

Wie das Wort „Zufriedenheit“ schon zum Ausdruck bringt, so geht es bei dieser Tugend vor allem um den Frieden. Wobei sie weniger den Frieden in der Welt, mit meiner Umgebung oder mit Gott meint, sondern den Frieden in mir selbst.
Die Tugend der Zufriedenheit spricht mir selbst den Frieden zu. Sie hilft, in mir den Frieden zu halten und immer wieder Frieden zu schließen, wenn in mir Kämpfe ausbrechen, wenn ich gegen meine eigenen Schwächen und Fehler, ja gegen mein Wesen an sich Krieg führe. Sei zufrieden – das heißt: Schließe Frieden mit dir selbst, denn nur so bist du in der Lage, in Frieden mit deiner Umwelt zu leben, ja am Frieden in der Welt deinen Beitrag zu leisten.

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1.  Frieden im Herzen

„Der Frieden beginnt im eigenen Haus“ – dieses mehr oder weniger bekannte Wort des deutschen Philosophen und Psychiaters Karl Jaspers (1883-1969) ist im Grunde nichts anderes als ein Plädoyer für die Zufriedenheit. Das eigene Haus, das ist nicht nur die Welt im Kleinen, die Familie, die nähere Umgebung. Das ist mein Herz. Das bin zunächst ich selbst, der in sich seine Kämpfe ficht und Schlachten schlägt. Nur der, der mit sich im Frieden ist, also zufrieden ist, tut sich leichter, in Frieden mit anderen zu leben. So schreibt auch einmal der deutsche Schriftsteller Reinhold Schneider (1903-1958): „Der Friede der Welt muss in unserem Herzen den Ursprung nehmen.“
Die Psychologie hat herausgefunden, dass der Mensch, der andere verletzt, im Grunde nur am anderen bekämpft, womit er in sich selbst nicht im Frieden ist. Zorn und Wut gegen andere, ist eigentlich Ausdruck dafür, dass ich gegen mich selbst zornig und wütend bin. Ich führe eine Art Stellvertreterkrieg auf einem fremden Schlachtfeld, so wie es auch in der großen Welt mit trauriger Aktualität geschieht. Die mächtigen politischen Kräfte führen ihre Schlachten nicht im eigenen Land, sondern tragen ihre inneren Konflikte auf dem Rücken kleiner, ohnmächtiger Staaten irgendwo weit entfernt aus. Sie tun es oft genug im Namen von Frieden und Gerechtigkeit, den sie diesen kleinen Staaten bringen möchten, dennoch wäre der erste Schritt zum Frieden, der innere Frieden, die eigene Zufriedenheit im eigenen Haus.

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2.  Mit mir Frieden machen

1994 machte eine Film Furore. Er hieß „Forrest Gump“ und erhielt viele Filmpreise, unter anderem auch den Oscar als „Bester Film“ des Jahres. In diesem Streifen kommt die Figur des Leutnant Dan vor. Er ist Soldat im Vietnamkrieg. Sein Traum ist, dass er wie seine Vorfahren Ruhm und Ehre für sein Land erkämpft. Eher will er auf dem Schlachtfeld sterben, als lebendig als Feigling zurückzukehren. Bei einem Angriff werden ihm beide Beine zerfetzt und Forrest Gump, die Hauptperson des Films, will ihm das Leben retten. Leutnant Dan wehrt sich dagegen. Er will sterben und nicht als Krüppel weiterleben. Doch Forrest Gump kümmert sich nicht darum und bringt den hilflosen Dan sicher in ein Lazarett, wo ihm beide Beine amputiert werden. Von nun an ist Dan an den Rollstuhl gefesselt, für ihn eine absolute Tragödie, mit der er nicht fertig wird. Er pflegt nicht mehr sein Äußeres. Alles ist ihm egal, er beginnt gegen sich selbst und seine Behinderung anzukämpfen. Der einst strahlende Held auf dem Schlachtfeld, macht sich selbst zum Schlachtfeld. Er will sich selbst zerstören. Dan verschlingt Unmengen an Alkohol und Drogen, um seinen Schmerz, seine Wut und seinen Zorn in sich zu betäuben.
In einer ergreifenden Szene, inmitten eines Orkans mit Blitz und Donner, schreit Dan all seinen Zorn gegen Gott hinaus. Seine eigene Schlacht, sein großer Kampf mit sich selbst hat begonnen. Nach dem Sturm begegnet Leutnant Dan wieder seinem Lebensretter Forrest Gump und meint nur: „Ich habe dir noch gar nicht dafür gedankt, dass du mir das Leben gerettet hast. Danke.“ Darauf entgegnet Forrest Gump: „Ich glaube, Leutnant Dan hat jetzt Frieden mit sich selbst gemacht.“
Genau dieser Satz kann ausdrücken, was die Tugend der Zufriedenheit meint: „Ich mache Frieden mit mir selbst“. Ich will nicht mehr Krieg gegen mich führen, ich will auch nicht mehr meine Probleme dadurch lösen, dass ich alles in mir und um mich herum kurz und klein schlage, sondern eben auf friedliche – zufriedene – Weise.
Leutnant Dan, der seine Zufriedenheit gefunden hat, beginnt mit friedlichen Methoden gegen seine Behinderung anzukämpfen. Schließlich gegen Ende des Films kann er mit seinen neuen Prothesen aufrecht gehen.
Die Tugend der Zufriedenheit schenkt mir den inneren Frieden und lässt mich aufrecht durchs Leben gehen, gerade dann, wenn ich nicht vollkommen bin.

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3.  Mut zur Zufriedenheit

Der heilige Franz von Sales (1567-1622) macht Mut, uns die Tugend der Zufriedenheit anzueignen. „Wie traurig ist es,“ so sagt er, „Seelen zu sehen, - und leider gibt es deren viele, - die nach Vollkommenheit streben wollen, es aber für das Wichtigste halten, recht viele und vielerlei Wünsche zu hegen. So fahnden sie nach allen möglichen Mitteln, versuchen bald dies, bald das, sind immer unzufrieden und kommen nie zur Ruhe. Kaum haben sie einen Wunsch, so lassen sie ihn auch schon wieder fallen und greifen einen anderen auf.“
Immer wieder etwas anderes anfangen und nichts zu Ende bringen, ist ein eindeutiges Zeichen für einen in sich unzufriedenen Menschen. Franz von Sales rät solchen Menschen als ersten Schritt: Still sein und Vertrauen auf Gott: „Kurz, vor lauter Reden über die Mittel zur Vollkommenheit vergessen sie ganz auf das wichtigste aller Mittel: Still sein und auf ihn sein ganzes Vertrauen werfen, der allein dem, was sie angebaut und gepflanzt haben, das Gedeihen geben kann.“ (DASal 2,100)
„Still sein und auf ihn sein ganzes Vertrauen werfen“ – das ist für Franz von Sales das geeignetste Mittel zur Zufriedenheit, also diese inneren Schlachten gegen meine Unvollkommenheiten in mir zu befrieden.
Natürlich kann ich nicht von Heute auf Morgen meine Zufriedenheit finden. Das wäre ein Widerspruch in sich. Ich stelle fest, dass ich unzufrieden bin, also muss ich diese Unzufriedenheit bekämpfen und schaffe dadurch noch mehr Unzufriedenheit. Das heißt, ich muss lernen, auch mit meiner Unzufriedenheit Frieden zu schließen, um ganz in Frieden sein zu können. „Freilich“, so sagt Franz von Sales, „in fünf Jahren lernt man dies nicht, man braucht schon seine zehn Jahre dazu“ (DASal 2,110).

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4.  Die Gegenwart Gottes

Sehr hilfreich dazu ist für ihn die Gegenwart Gottes, der mich mit seinen gütigen und barmherzigen Augen ansieht. Daher ist für Franz von Sales die Meditation oder die „Betrachtung“, wie er es nennt, also das bewusste Verweilen in der Gegenwart Gottes so wichtig. Im Betrachten der Güte Gottes werde ich auch gütig zu mir selbst und zu den Anderen. Im Wissen seine Gegenwart, in der ich geborgen bin, finde ich den Frieden mit mir selbst und mit den Anderen. Die Gegenwart Gottes hilft mir, mit mir selbst Frieden zu machen, also zufrieden zu sein.

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5.  FRAGEN ZUM NACHDENKEN

Herbert Winklehner OSFS


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