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Léonie Martin

Léonie Martin

Léonie (Françoise-Thérèse) Martin (* 3. Juni 1863 in Alençon, Frankreich; † 16. Juni 1941 in Caen, Frankreich) war eine Nonne im Kloster der Heimsuchung Mariens in Caen. Léonie war das dritte Kind der hll. Zélie und Louis Martin und Schwester der hl. Kirchenlehrerin Thérèse von Lisieux. Ihr Seligsprechungsprozess wurde im Jahr 2015 eröffnet.

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  1. 1. Leben
    1. 1.1 Das Sorgenkind
    2. 1.2 Der „kleine Weg“
    3. 1.3 Der „Putzlappen Gottes“
  2. 2. Seligsprechungsprozess
    1. 2.1 Vergessen und wiederentdeckt
    2. 2.2 Exhumierung und Eröffnung des Seligsprechungsprozesses
    3. 2.3 Der Gebet um die Seligsprechung der Dienerin Gottes Schwester Françoise Thérèse (Léonie) Martin OVM
  3. 3. Weblinks


1.  Leben

Das berühmteste Mitglied der französischen Familie Martin ist die Heilige Thérèse von Lisieux (1873-1897). Die Karmelitin wurde 1923 selig- und 1925 heiliggesprochen. 1927 wurde sie zur Patronin der Weltmission und 1997 sogar zur Kirchenlehrerin erhoben. Sie ist damit eine von nur vier Frauen, die diese Auszeichnung erhielten.
Thérèses Eltern waren Zélie (1831-1877) und Louis Martin (1823-1892). Sie wurden als erstes Ehepaar in der Kirchengeschichte 2008 selig- und 2015 heiliggesprochen.
Neben Thérèse hatten sie noch drei weitere Töchter, die ebenso in den Karmel von Lisieux eintraten.

1.1  Das Sorgenkind

Und dann gab es noch die Tochter Léonie (1863-1941), das Sorgenkind, das sich selbst als „Satansbraten“ der Familie Martin bezeichnete. Weniger begabt als die anderen Kinder, tat sie sich bei allem schwer, was man von ihr verlangte, in der Schule, im Haushalt. Immer wieder gab es mit ihr Probleme und trotzdem wuchs auch in Léonie der Wunsch, „eine gute Nonne“ zu werden. Sie brauchte dazu jedoch vier Versuche.
1886 versuchte sie es bei den Klarissinnen, doch dieser Versuch scheiterte bereits nach sieben Wochen. Ein Jahr später versuchte sie es dann bei den weniger strengen Schwestern der Heimsuchung Mariens in Caen. Die Heimsuchung war ihr bereits durch eine Tante bekannt, Schwester Marie-Dosithée (1829-1877), die Heimsuchungsschwester im Heimsuchungskloster von Le Mans war. Aber auch dieser Versuch scheiterte nach wenigen Monaten.
Léonie war zwar frustriert, hielt aber weiterhin Kontakt mit den Heimsuchungsschwestern. So wagte sie es 1893 erneut. Diesmal schaffte sie es sogar zwei Jahre im Kloster zu bleiben, 1895 jedoch musste sie es aus Krankheitsgründen wieder verlassen. Für sie war damit das Thema „Ordensleben“ eigentlich erledigt. Dann aber starb ihre Schwester Thérèse 1897 im Kloster der Karmelitinnen in Lisieux und ein Jahr später erschien ihre berühmte Autobiografie „Geschichte einer Seele“.


1.2  Der „kleine Weg“

Darin beschreibt sie ihre Lehre vom „kleinen Weg“, der mit Sicherheit nicht nur von der Spiritualität des Karmel, sondern vor allem von der Spiritualität des heiligen Franz von Sales (1567-1622), dem Gründer des Ordens der Heimsuchung Mariens, beeinflusst war. Im Glauben kommt es nicht auf Perfektion an, sondern auf den Weg der kleinen Schritte: bei Fehlschlägen nicht aufgeben, sondern mit Mut und Gottvertrauen weitergehen, jeden Tag neu, immer wieder den nächsten kleinen Schritt gehen. Gott, der uns als seine Kinder aus ganzem Herzen liebt, wird das Unvollkommene, das wir ihm anbieten, vollenden.
Dieser „kleine Weg“ ermutigte Léonie Martin dazu, es noch einmal bei den Schwestern der Heimsuchung in Caen zu versuchen. Und diesmal klappte es: Am 28. Januar 1899 trat Léonie im Alter von 35 Jahren wiederum ins Kloster der Heimsuchung von Caen ein. Am 30. Juni 1899 wurde sie eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Françoise-Thérèse, nach ihren beiden großen Vorbildern: Franz von Sales und ihre Schwester Thérèse.


1.3  Der „Putzlappen Gottes“

Im Kloster übernahm Schwester Françoise-Thérèse vielfältige Aufgaben auf der Krankenstation, in der Sakristei, an der Pforte, aber stets nur als Aushilfe oder als Unterstützung für eine andere Schwester, da ihr nicht zugetraut wurde, eine Aufgabe allein auszuführen. Ihr machte das nichts mehr aus, wusste sie doch, dass sie den „kleinen Weg“ gehen muss. Sie bezeichnete sich selbst als „Putzlappen Gottes“ und war stolz darauf. Etwas feiner formulierte sie es im Zusammenhang ihrer berühmten Schwester: Wenn Thérèse die „Rose von Lisieux“ ist, dann bin ich „das kleine Veilchen von Caen“.
Als Höhepunkt ihres Lebens bezeichnete sie die Selig- und Heiligsprechung ihrer Schwester Thérèse 1923 und 1925. Sie selbst musste sich während des Prozesses der Befragungen der Kommission für Selig- und Heiligsprechungen unterziehen. In diesem Zusammenhang durfte sie noch einmal ihr Kloster verlassen und wenige Wochen im Karmel von Lisieux zusammen mit ihren leiblichen Schwestern verbringen. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni 1941 starb sie dann im Kreise ihrer Mitschwestern in der Heimsuchung von Caen.


2.  Seligsprechungsprozess

2.1  Vergessen und wiederentdeckt

Viele Jahrzehnte lang geriet Léonie außerhalb des Heimsuchungsordens in Vergessenheit. In manchen Büchern und Artikeln über ihre berühmte Schwester Thérèse von Lisieux findet man zwar die Namen ihrer leiblichen Schwestern, die mit ihr im Karmel waren, dass es da noch eine andere Schwester im Kloster der Heimsuchung gab, blieb unerwähnt. Erst im Zusammenhang mit den Selig- und Heiligsprechungen ihrer Eltern Zélie und Louis fiel das Augenmerk auch wieder auf jenes schwierige Kind, das der Familie Martin so viele Sorgen gemacht hatte. Man erkannte, dass gerade Léonie, weil sie eben trotz ihrer Fehler und Schwächen nicht aufgab und weiterhin ihr Ziel verfolgte, Christus nachzufolgen, ein großes Vorbild für alle Christinnen und Christen sein kann.\\ So verkündete der Bischof der Diözese Bayeux und Lisieux, Jean-Claude Boulanger, am 24. Januar 2015, dem Fest des heiligen Franz von Sales, dass er in Rom um die Erlaubnis angesucht habe, den Seligsprechungsprozess für Schwester Françoise Thérèse (Léonie) Martin OVM eröffnen zu dürfen.


2.2  Exhumierung und Eröffnung des Seligsprechungsprozesses

Am 25. April 2015 wurde dann ihr Grab geöffnet und man stellte fest, dass ihr Leichnam noch sehr gut erhalten war. Am 2. Juli 2015, dem Fest der Heimsuchung Mariens, eröffnete Bischof Boulanger dann feierlich den Seligsprechungsprozess. Postulator für den Prozess ist der italienische Karmelit Antonio Sangalli, Generalpostulator des Ordens der Unbeschuhten Karmeliten. Schwester Françoise Thérèse (Léonie) Martin OVM darf nun „Dienerin Gottes“ genannt werden.
Am 20. Juli 2016 wurde der Leichnam von Schwester Françoise Thérèse (Léonie) Martin OVM in einen Glassarg gebettet und von der Krypta in die Kirche des Heimsuchungsklosters von Caen verlegt, die für Besucher leichter zugänglich ist.


2.3  Der Gebet um die Seligsprechung der Dienerin Gottes Schwester Françoise Thérèse (Léonie) Martin OVM

Gütiger Gott,
durch das Vorbild von Schwester Françoise Thérèse, Léonie Martin, sprichst du selbst zu uns von deinem Erbarmen und deiner Liebe.
Du hast über ihre schwache Gesundheit in der ersten Zeit ihres Lebens gewacht.
Du hast sie durch die schwierigen Stunden ihrer Kindheit und Jugend getragen.
Du hast sie zum religiösen Leben berufen und sie auf ihrem Weg dabei unterstützt.
Dank dir durfte sie ein verborgenes, einfaches Leben führen.
Sie hat es deiner Liebe geweiht, als Schwester des Ordens der Heimsuchung Mariens in Caen,
im demütigen Annehmen ihrer Grenzen.
Gütiger Gott, wenn es dein Wille ist, so schenke uns die Gnade, um die wir dich bitten (…)
durch die Fürbitte von Schwester Françoise Thérèse.
Möge sie eines Tages eingeschrieben sein im Chor der Heiligen deiner Kirche.
Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Wer Gebetserhörungen oder Gnaden auf die Fürsprache der Dienerin Gottes mitteilen will, wende sich bitte an folgende Adresse:
Postulation Monastère de la Visitation
3 rue de l’Abbatiale
14000 Caen
Frankreich
Telefon 0033 02 31 86 19 40
E-mail monasterevisitation.caen@laposte.net

Eine Biografie über Léonie Martin in deutscher Sprache ist im Franz Sales Verlag (www.franz-sales-verlag.de) in Eichstätt, Bayern, erhältlich.


3.  Weblinks


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