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Einführung zur Fastenzeit

Annecy, Ende Februar 1594 (OEA VII,139-141; DASal 9,42-43)

Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe (Mt 3,2; 4,17).

Das sind die ersten oder vielmehr fundamentalen Worte der Predigt Unseres Herrn. Nachdem er vierzig Tage im Gebirge gefastet hatte (Mt 4,2), stieg er von dort herab und begann den Juden und dann der ganzen Welt die heilige Buße zur Vergebung der Sünden (Mt 1,4) zu predigen. Dadurch belehrt er uns, daß er dieses heilige Fasten auf sich genommen hat als eine nicht notwendige Buße (denn wer nie gesündigt hat und niemals sündigen kann, bedarf der Buße nicht), sondern als Vorbild der Buße. Er verlangt von uns ebenfalls Buße und daß wir in gleicher Weise die Versuchungen überwinden. So wurde diese Lehre von allen Kirchenvätern verstanden, selbst von den Aposteln und ihren Nachfolgern in den Jahrhunderten, und sie wurden so ausgelegt durch den Mund der Heiligen, die von Christus her Propheten sind. Deshalb haben sie durch „Überlieferung von Hand zu Hand“ die heilige Fastenzeit sehr genau eingehalten und das Fasten angeordnet, damit man besonders in dieser Zeit Buße tut, um möglichst würdig dem Himmelreich zu nahen oder sich seiner nicht unfähig zu erweisen. Es naht sich uns durch die Mitteilung des kostbaren Leibes Unseres Herrn, des lebendigen Gedächtnisses des Todes Unseres Herrn und seines Kreuzes, durch das das Reich Gottes (Mt 1,15), das nur in Gott allein war, selbst den Menschen zuteil wurde.

Aus diesem Grund habe ich dieses Schriftwort gewählt, ehe ich eine geeignete Predigt wählte, durch die ich euch an einigen Tagen Schritt für Schritt im Geist an des Fuß des Kreuzes auf dem Kalvarienberg und tatsächlich zum heiligen Leib und Blut Unseres Herrn führen und dort glücklich ankommen lassen möchte. Durch diese Worte werden wir belehrt, daß wir uns dem Reich Gottes, wenn es naht, auch unsererseits nähern müssen. Wir sind im Meer dieser Welt, inmitten der Wogen und Stürme unserer eigenen Sünden, in die wir durch den beklagenswerten Schiffbruch unserer Taufunschuld geraten sind, den wir selbst verschuldet haben. Um uns dem Reich Gottes zu nähern, müssen wir uns am Nachen der Buße festhalten, der einzigen Zuflucht, dem einzigen Trost in diesen Gefahren. Wenn wir in ihm auch nicht ohne Furcht und Leid, ohne Seufzer, Hunger und ähnliche Nöte sind, so sind wir doch sicher: wenn wir guten Mut haben, werden wir im ersehnten Hafen des Kreuzes und dann der Glorie ankommen. Wir wissen: wenn wir wollen, wird das Himmelreich, das wahre Land der Verheißung, unser sein. Wir müssen nur aus Ägypten ausziehen und Buße tun, um bald dort anzukommen. Über diese Reise, über diese Pilgerfahrt will ich sprechen und euch an Hand der Erwägung gleichsam von Station zu Station (Num 33,1) führen bis zu dem Ort, den ihr anstreben müßt.

Da aber der Weg, auf dem wir gehen müssen, eine große Wüste der Buße ist, will ich euch vor allem ein wenig über deren Bedingungen und Eigenschaften sagen, damit ihr mit Hilfe der Dinge, die wir dabei im einzelnen sehen werden, nicht so unerfahren seid; dann werden wir uns ankommen sehen.


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