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PREDIGT zum Fest Christi Himmelfahrt - LJ A

"Jeder darf blühen, wohin Gott ihn gepflanzt hat" (Mt 28,16-20) - Gottesdienstbausteine

Liebe Schwestern und Brüder,

der bayerische Landtagsabgeordnete Herbert Fischer antwortete auf die Frage, was sein Lebensmotto sei, mit dem Satz „Blühe, wo du gepflanzt bist“. Das ist ein sehr bekanntes und auch beliebtes Wort des hl. Franz von Sales. Wenn man in seinen Werken nachforscht, wo und wann er denn das sagte, dann stellt man fest, dass dieses Wort im Original ein wenig anders lautet, nämlich: „Mögen sie dort blühen, wo Gott sie hingepflanzt hat.“

Es geht also um Gott, der jedem Menschen seinen Platz und seinen Ort zuteilt. Daran glaubte der hl. Franz von Sales ganz fest. Aufgabe des Menschen ist es daher, an dieser Stelle, dort wo er lebt und arbeitet, dort, wo Gott ihn hingepflanzt hat, sein Leben, seine Fähigkeiten zum Blühen zu bringen.

Für mich ist das ein faszinierender Gedanke. Ein jeder Mensch hat auf dieser Welt eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen, zu der ihn Gott höchstpersönlich beauftragt hat. Kein einziger Mensch auf dieser Welt ist daher wertlos oder nutzlos, denn jeder hat im großen Gefüge des göttlichen Schöpfungsplanes seinen besonderen Platz. Und ein jeder hat auch die Fähigkeiten dazu erhalten, damit er die Aufgabe, die Gott ihm zugeteilt hat, erfüllen kann.

Das, was an Christi Himmelfahrt geschieht, der Abschied Jesu von seinen Jüngern, nachdem er ihnen nach der Auferstehung 40 Tage lang erschienen war, meint genau das. Jesus erteilt jedem seiner Jünger einen Auftrag: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“

Drei Jahre lang hat Jesus seine Jünger darauf vorbereitet. Nun ist es an ihnen, das weiterzuführen, was Jesus sie gelehrt hatte.

Es ist kein Abschied für immer, den Jesus hier vollzieht, so nach dem Motto: „Jetzt seid ihr dran, ich verschwinde, meinen Job habe ich erledigt.“ Jesus selbst sagt: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Die Fabel vom Dachs, die wir heute gehört haben, macht uns das anschaulich. Nach dem Tod des Dachses erkennt jedes Tier, dass es etwas vom Dachs gelernt hat, was ihn einzigartig macht und leben hilft. Diese Fähigkeit zu leben und weiterzutragen ist nun seine Aufgabe – Am Ende der Geschichte steht der Dank für all das, was die Tiere vom Dachs gelernt haben, und die Gewissheit, dass der Dachs diesen Dank auch hört.

Wir dürfen uns heute durchaus von Jesus Christus ganz persönlich angesprochen fühlen. „Geht hinaus in alle Welt und verkündet alles, was ich euch gelehrt habe.“ Jeder einzelne von uns ist damit gemeint, er ist Jüngerin und Jünger Jesu und dazu berufen, dort, wo er lebt und arbeitet, mit seinen Fähigkeiten und Talenten, die er besitzt, diese Aufgabe zu erfüllen. Er darf blühen, wo Gott ihn hingepflanzt hat. Und er darf sicher sein, dass Jesus ihn nicht im Stich lässt, sondern bei ihm ist, alle Tage bis ans Ende der Welt.

Die Frage, die das heutige Fest an uns stellt, ist also nicht: Wohin ist Jesus verschwunden, als er in den Himmel aufgefahren ist? Die Frage des heutigen Festes lautet: Was sind meine Fähigkeiten und Talente und wie kann ich diese Fähigkeiten, dort wo ich leben und arbeite in den Dienst Gottes stellen, so dass die Menschen, mit denen ich lebe und arbeite, merken, dass Gott bei uns ist, dass seine Lehre und seine Botschaft eine gute, lebensbejahende und froh machende ist. Dass Gott uns dazu berufen hat, darüber dürfen wir uns wirklich freuen – und mit der Überzeugung, dass Jesus Christus uns auch wirklich hört, dürfen wir sagen: „Danke, Jesus“. Amen.

Herbert Winklehner OSFS


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