Seliger Louis Brisson
Tausende feierten in Troyes und Plancy

Endlich! Seit Beginn des Seligsprechungsprozesses 1938 warten die Oblatinnen und Oblaten des hl. Franz von Sales darauf, dass ihr Gründer Louis Brisson (1817-1908) selig gesprochen wird. Am 22. September 2012 fand nun diese Seligsprechung in Troyes, der Hauptstadt der französischen Champagne und Heimatdiözese des neuen Seligen, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der beiden Ordensgemeinschaften statt.

Einstimmung am Vorabend

Das Fest der Seligsprechung begann bereits am Vorabend. In der Kathedrale von Troyes stellten Jugendliche von den Schulen der Oblatinnen und Oblaten aus Troyes Szenen aus dem Leben von Louis Brisson dar, verbunden mit Musik, Gesang und Gebet. Meditatives Symbol war das „Brissonkreuz“, das offizielle Logo der Seligsprechung, das Räderwerk einer Uhr, eingerahmt von einem goldenen Kreuz. Jedes Zahnrad war eine Szene aus dem Leben Brissons. Am Ende war das Symbol fertig errichtet und diente mitten in der Kathedrale von Troyes, an der Stelle, wo 1908 der Sarg Louis Brissons während des Requiems stand, den Menschen als Meditationsbild für ihr Beten und Singen.

Jubel und Applaus

Am 22. September 2012 versammelten sich dann etwa 3000 Menschen, darunter 400 Oblatinnen und Oblaten des heiligen Franz von Sales in der Kathedrale zum Pontifikalamt mit Kardinal Angelo Amato SDB zur offiziellen Seligsprechung. Diese wurde gleich zu Beginn mit eindrucksvoller Symbolik vollzogen. Die Postulatorin des Seligsprechungsprozesses, Schw. Madeleine-Thérèse Dechambre OSFS, schloss ihre kurze Lebensbeschreibung von Louis Brisson mit der Bitte um die Seligsprechung. Daraufhin verlas der Kardinal das Seligsprechungsdekret von Papst Benedikt XVI.: „Kraft unserer Apostolischen Vollmacht“ gewähren wir, „dass der Ehrwürdige Diener Gottes Louis Brisson, Priester und Gründer der Oblatinnen und Oblaten des hl. Franz von Sales, Apostel der Arbeiterjugend, Zeuge der Liebe Christi nach dem Vorbild des heiligen Bischofs von Genf [Franz von Sales], künftig als Seliger verehrt werden und sein Gedenktag jedes Jahr am 12. Oktober … gefeiert werden darf“. Nach dieser offiziellen Verkündigung des Dekretes wurde ein großes Portrait des neuen Seligen enthüllt, wonach großer Jubel und Applaus die Kathedrale erfüllte. Besonders bewegend war, als anschließend der Ecuadorianer Carlos Peñaherrera eine Reliquie von Louis Brisson zum Altar brachte. Als Kind wurden ihm die Zehen des linken Fußes zerschmettert. Die wunderbare Heilung wurde der Fürbitte Louis Brissons zugeschrieben und als das für die Seligsprechung notwendige Wunder anerkannt.
In seiner Predigt hob Kardinal Amato vor allem drei Aspekte von Louis Brisson hervor: seine Kraft, seinen Glauben und seine Nächstenliebe. Im Anschluss an das Pontifikalamt wurden alle Mitfeiernden zu einer Agape im angrenzenden Garten des Kunstmuseums von Troyes eingeladen.

Ein ganzes Dorf feiert

Höhepunkt der Feierlichkeiten stellte tags darauf, Sonntag, 23. September 2012, die Dankmesse in Plany, dem Geburts- und Sterbeort von Louis Brisson, etwa 30 Kilometer von Troye entfernt, dar. Dieses Dorf zählt nicht ganz 1000 Einwohner, aber niemand ließ es sich nehmen, seinen Beitrag zur Feier der Seligsprechung eines ihrer Dorfbewohner zu leisten. Ein ganzes Dorf feierte Louis Brisson und hieß dazu tausend Menschen aus vier Erdteilen willkommen. „Ab heute“, so der Bürgermeister, „gibt es bei uns keine Ausländer mehr.“ Europäer, Asiaten, Afrikaner und Amerikaner sind mit dem seligen Louis Brisson verbunden, dessen Ordensgründungen in die ganze Welt ausstrahlten.
Die Eucharistiefeier mit Bischof Marc Stenger, dem Diözesanbischof von Troyes, fand auf dem Sportplatz des Dorfes statt. In seiner Predigt macht der Bischof darauf aufmerksam, dass Jesus Christus unter Karriere etwas ganz anderes verstand, nämlich die Erfüllung des Willens Gottes, selbst wenn dies schwer fällt. Jener ist der größte im Himmelreich, der bereit ist, den Kelch zu trinken, den Gott ihm reicht. Ein Beispiel dafür ist der neue Selige Louis Brisson, der sich durchringen musste, den Willen Gottes, die Gründung der Oblaten des heiligen Franz von Sales, zu erfüllen.
2000 Menschen erlebten eine großartige Dankmesse … und alle wurden abschließend zu einem Picknick eingeladen, organisiert vom ganzen Dorf Plancy.

Am Nachmittag hatte man die Möglichkeit, die Dorfkirche zu besichtigen, in der Louis Brisson getauft wurde und seine erste Heilige Messe feierte. Ganz in der Nähe der Kirche befindet sich jenes Haus, in dem er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Sein Sterbezimmer sieht noch fast so aus wie zum Zeitpunkt seines Todes am 2. Februar 1908. Scharenweise strömten die Pilger in das winzige Sterbezimmer, um an diesem Ort des neuen Seligen zu gedenken.
Am Nachmittag fand ein Theaterstück statt, dass die Bewohner des Ortes aufführten: Louis Brisson und seine Jahre in Plancy, als Kind und als alter, 90-jähriger Mann, der trotz vieler kirchlicher und politischer Schwierigkeiten auf eine großes Lebenswerk zurückblicken kann.

Dynamik der Liebe

Am Montag, den 24. September 2012, versammelten sich noch einmal viele Gäste der Seligsprechung in der Kapelle des Heimsuchungsklosters von Troyes zu einer weiteren Dankmesse mit dem Diözesanbischof Marc Stenger. In diesem Heimsuchungskloster war Louis Brisson vierzig Jahre lang Spiritual und Beichtvater. Dort begegnete er fast täglich der Heimsuchungsschwester Marie de Sales Chappuis, die ihm mitteilte, dass es sein Auftrag wäre, eine Ordensgemeinschaft von Männern im Geist des heiligen Franz von Sales zu gründen. In seiner Predigt sprach der Bischof von der Dynamik der Liebe, die darin wurzelt, dass wir mit dem Weinstock Jesus Christus immer verbunden bleiben. Nur so können wir Frucht bringen für die Welt. Louis Brisson hat diese Verbindung zum Weinstock Christus nie aufgegeben und konnte so den Gott der Liebe verkünden und – ganz in der Tradition des heiligen Franz von Sales – für die Menschen spürbar und erfahrbar machen.


Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein Symposium im Mutterhaus der Oblatinnen des heiligen Franz von Sales in Troyes. In verschiedenen Vorträgen wurde Louis Brisson und sein Werk beleuchtet: ein Mann und Priester des 19. Jahrhunderts, der Gründer der Oblatinnen und Oblaten des hl. Franz von Sales, und ein Seliger der Katholischen Kirche.
Beim abschließenden Gottesdienst in der Krypta des Mutterhauses, dort also wo der selige Louis Brisson heute begraben ist, fasste der Generalobere der Sales-Oblaten, P. Aldino Kiesel, diese für die beiden Ordensgemeinschaften und die Menschen aus aller Welt so segensreichen Tage zusammen: „Wir können nicht genug Danke sagen für diese Tage, die uns hier in Troyes geschenkt wurden“. Vor allem bedankte sich der Generalobere im Namen aller Gäste für die großartige organisatorische Leistung und das außergewöhnliche Engagement der Oblatinnen des hl. Franz von Sales und deren Generaloberin Schw. Françoise-Bernadette Beuzelin, die dieses Fest der Seligsprechung zu einem historisch einzigartigen Ereignis werden ließ.

P. Herbert Winklehner OSFS

Weitere Fotos von der Seligsprechung >>>hier...

 

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